Sag mir, wo die Adipösen wohnen APOTHEKE ADHOC, 18.09.2018 11:21 Uhr
Sag mir, wo du wohnst, und ich sage dir, ob du fettleibig bist: Laut einem Korrelationsversuch von Forschern der Universität Washington in Seattle ist der Lebensraum ein signifikanter Indikator für die Verbreitung von Fettleibigkeit. Dazu ließen sie anhand von Satellitenbildern die Beschaffenheit von US-Wohngegenden in vier Großstädten untersuchen und glichen anschließend die Daten mit Statistiken zur Fettleibigkeit ab.
Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten ist übergewichtig. Adipositas wird mit Faktoren wie Genetik, Ernährung, körperlicher Aktivität und Umwelt in Verbindung gebracht. Die Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der gebauten Umwelt und Adipositas unterscheiden sich jedoch in Studien und geografischen Kontexten, betonten die Forscher.
Die Forscher setzten ein System der Künstlichen Intelligenz darauf an, die Fettleibigkeitsrate in Stadtteilen von Memphis, dem Großraum Seattle, San Antonio und Los Angeles anhand von Satellitenbildern zu prognostizieren. Eine vortrainierte und auf Bildanalyse spezialisierte Software analysierte 150.000 Satellitenbilder aus Google Maps. So wurde in den Bildern die Zusammensetzung der Lebensräume in einzelnen Stadtteilen – also zum Beispiel die vorhandene Grünfläche, die Anzahl Straßen oder die Art der Gebäude – analysiert und markiert.
Sogar solche Orte wie Tierhandlungen, die auf den ersten Blick nichts mit dem Körpergewicht haben, wurden in der Analyse berücksichtigt. Die Forscher gingen davon aus, dass auch solche Orte in einen Zusammenhang mit Fettleibigkeit gesetzt werden können. Die angesprochene Tierhandlung beispielsweise könne zur Folge haben, dass es vor Ort mehr Haustiere gibt, die ihre Herrchen und Frauchen auf Trab halten.
Anschließend wurden die Daten mit offiziellen Statistiken zur Fettleibigkeit in den Wohngegenden abgeglichen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen laut den Forschern „starke und konsistente Beweise, dass der Lebensraum ein signifikanter Indikator für die Verbreitung von Fettleibigkeit ist“. Eine These, die so zwar nicht ganz neu ist, laut der Forscher bislang aber nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.
Diese Studie veranschauliche, dass mithilfe von Künstlicher Intelligenz auf der Basis von Satellitenbildern Gesundheitsindikatoren untersucht werden könnten. Das Verständnis der Zusammenhänge zwischen spezifischen Merkmalen der gebauten Umwelt und der Prävalenz von Adipositas kann, so hoffen die Forscher, zu strukturellen Veränderungen führen, die körperliche Aktivität und eine Abnahme der Prävalenz von Adipositas fördern können.
So könnten die Verantwortlichen in den Stadtverwaltungen auf der Basis der Daten etwa bestimmen, in welchem Stadtteil mehr Bewegungsangebote geschaffen oder der Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln verbessert werden sollten, regen die Forscher an. Die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz könne außerdem Kosten für statistische Erhebungen senken, da die Algorithmen die bisher üblichen und aufwendigen Befragungen vor Ort überflüssig machten.
Die Satellitenanalyse lege weiter Korrelationen zwischen Haushaltseinkommen und Übergewicht nahe, die wiederum mit der Wohngegend in Verbindung gebracht werden können. So könne es in ärmeren Gegenden weniger Fitnessstudios oder andere Sportstätten geben. Folgestudien sollen solche Zusammenhänge stärker differenzieren.