Saarland

Kammer sammelt Arzneimittel für Flüchtlinge

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Berlin -

Schnelle und unbürokratische Hilfe brauchen Flüchtlinge am meisten. Die Apotheker des Saarlandes haben sich zusammengetan und zahlreiche Arzneimittel an die Erstaufnahmestelle in Lebach gespendet. Organisiert wurde die Aktion von der Apothekerkammer des Saarlandes und dem Gesundheitsministerium. Mit dem Plazet von oben konnten selbst verschreibungspflichtige Arzneimittel gespendet werden.

In Lebach sind derzeit rund 2200 Flüchtlinge untergebracht, jeden Tag erreichen rund 100 Neuankömmlinge das Lager. Seit Anfang August sind immer mehr Menschen eingetroffen und die Verantwortlichen kamen in Bedrängnis. Zwar gab es Ärzte, die die Flüchtlinge versorgten, doch Medikamente fehlten. Mitte August wandte sich das Gesundheitsministerium mit der Bitte um Arzneimittelspenden an die Apothekerkammer.

Die Kammer leitete den Aufruf per Fax an die rund 300 Apotheken im Land weiter – und 120 erklärten sich bereit, Arzneimittel zu spenden. Das Gesundheitsministerium hatte nach den Angaben der Ärzte vor Ort eine Liste der nötigen Medikamente erstellt: Das Breitbandantibiotikum Monuril (Fosfomycin-Trometamol), Floradix, Buscopan plus, Wecesin-Pulver, Paracetamol-Zäpfchen und -Tabletten, Riopan und viele andere Präparate stehen darauf, insgesamt 31. Aber auch Ultraschallgel, pH-Streifen, sterile Kompressen und Lackmuspapier werden benötigt.

Oliver Blank, Leiter der Landmann-Apotheke in Völklingen, gehört zu den Apothekern, die sich bei der Kammer gemeldet und ein Päckchen für Flüchtlinge zusammengestellt haben. „Wenn die Flüchtlinge ihr Martyrium hinter sich gebracht haben und endlich hier angekommen sind, dann muss man sich kümmern“, ist Blank überzeugt. Man könne nicht nichts tun, sondern müsse Engagement zeigen. „Wenn jede Apotheke mitmachen würde, hätten wir LKW-Ladungen mit Arzneimitteln.“

Für Blank war es keine Frage, zu spenden. „Ich sehe es aus der Sicht der betroffenen Kinder: Paracetamol kostet nur 1,50 Euro, aber wenn man es nicht hat, kann das im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.“ Deutschland sei ein reiches Land und die Kosten für Arzneimittel, die Leben retten könnten, seien nicht sehr hoch.

Julia Wilke von der Lilien-Apotheke in Püttingen hat gleich zweimal gespendet: über die Apothekerkammer an die Flüchtlinge in Lebach und an minderjährige und nicht begleitete Jungen, die einige Wochen in einer Turnhalle in Püttingen untergebracht waren. „Man hat sie jeden Tag gesehen – und dann sind wir hingegangen und haben gefragt, was gebraucht wird“, erzählt Wilke. Daraufhin hat sie ein Set aus Ibuprofen, Paracetamol, Renni und anderen OTC-Arzneimitteln zusammengestellt und auch Stifte und Blöcke dazu gepackt.

Als dann die Aufforderung der Kammer kam, hat sie ein zweites Mal Arzneimittel zusammengepackt. Die Päckchen wurden von Mitarbeitern des Ministeriums abgeholt, in das Flüchtlingslager in Lebach gebracht und dort von den Ärzten an die Patienten verteilt.

Mit der unbürokratischen Aktion konnte die größte Not im Flüchtlingslager gelindert werden. Nachdem die Patienten nun erst einmal versorgt sind, soll die Versorgung in geordnete Bahnen gebracht werden. Denn eigentlich sind der Spende von Arzneimitteln enge Grenzen gesetzt.

Die Apothekerkammer ist derzeit in Gesprächen mit den Beteiligten. Möglichst schnell, am besten bereits in der kommenden Woche, soll auf dem Gelände der Erstaufnahmestelle eine Rezeptsammelstelle etabliert werden. Ärzte könnten dann Rezepte über „Sprechstundenbedarf“ und Arzneimittel ausstellen, die die Apotheken bei den zuständigen Stellen abrechnen können.

Die Rezeptsammelstelle soll von Apotheken um Lebach im wöchentlichen Wechsel betrieben werden. Die Details stehen zwar noch nicht, doch in der Kammer arbeitet man auf Hochtouren an einer längerfristigen Lösung für die Arzneimittelversorgung der Flüchtlinge.



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