Lange hat Gernot Pohl überlegt, ob er die Apotheke seiner Eltern übernimmt. Am Ende entschließt sich der Apotheker in vierter Generation doch noch, die Familientradition fortzusetzen. Nun baut er die Apotheke in Saal bei Regensburg komplett um.
Leicht ist Gernot Pohl die Entscheidung nicht gefallen. Lange hat der 32-Jährige überlegt, ob er die Apotheke seiner Mutter übernehmen oder sein Glück doch mit einer eigenen Apotheke in der Ferne versucht soll. In Oberbayern hatte er seine Traumapotheke gefunden und war kurz davor, zuzuschlagen.
„Meine Familie und Freunde haben mir aber die Vorzüge des sozialen Netzwerkes in meinem Heimatort vor Augen geführt und mich damit letztendlich überzeugen können“, berichtet der Pharmazeut. In Oberbayern wäre er sowohl privat als auch beruflich komplett auf sich allein gestellt gewesen. Am Ende hat sich Pohl gegen den Alleingang und für die Marienapotheke entschieden.
Als im vergangenen Herbst der Entschluss fiel, ging der junge Apotheker in die Vollen und investierte viel Geld in den Umbau der Marienapotheke. „Im Grunde habe ich die Summe investiert, die für den Kauf der Apotheke in Oberbayern vorgesehen war“, sagt er. Das Erdgeschoss des Geschäftshauses an der Hauptstraße in Saal, in dem sich seit September 1955 eine Apotheke befindet, wurde im November und Dezember vergangenen Jahres komplett umgebaut.
Am Ende sind von der Marienapotheke nur noch die Außenmauern und die Adresse geblieben. „Ein Totalumbau war die einzige sinnvolle Möglichkeit, den Standort zu sichern“, sagt Pohl. Wie seine Apotheke aussehen sollte, hatte sich der Pharmazeut bereits seit Langem ganz genau überlegt. Das Konzept lag aber seit einem Jahr „in der Schublade“. Nun war seine Zeit gekommen.
Durch die Baumaßnahmen habe man die Apothekenräume um das 2,5-Fache vergrößern und modernisieren können. Geschaffen wurden außerdem ein abgeschlossener Beratungsbereich, ein neues Labor und ein barrierefreier Zugang. Eine Klimaanlage sorgt nicht nur für die allzeit angenehme Temperatur in der Offizin, sondern auch für optimale Lagerbedingungen für Arzneimittel.
Der neue Chef hat nicht nur die Apotheke runderneuert, sondern ihr auch einen Slogan gegeben. Dem Motto „Alles im grünen Bereich“ entsprechend, ist die Einrichtung in grün gehalten. Nachts scheint auch grünliches Licht durch die vier großen Schaufenster. „Die Resonanz der Kunden ist überwältigend und freut mich riesig. Es zeigt mir, dass es doch die richtige Entscheidung war.“
Lorenz Vogl, der Urgroßvater des 32-Jährigen, eröffnete Anfang Oktober 1949 in der Abensberger Straße in Saal an der Donau die Marienapotheke auf einer Fläche von 14 Quadratmetern. Sechs Jahre später zog er in die jetzigen Räume um. Schwiegersohn Gerhard Krehan, der mit Lorenz Vogls Tochter Maria verheiratet war, führte ab 1962 die Apotheke. Deren Tochter Ruth, die ebenfalls Pharmazie studierte, leitete seit 1989 die Apotheke. Nun darf ihr Sohn die Geschicke des Familienbetriebs lenken.
Nach dem Abitur am Johannes-Nepomuk-Gymnasium in Rohr stand ein Pharmaziestudium zunächst nicht zur Debatte. „Eigentlich wusste ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht, was ich beruflich machen will“, räumt der Apotheker ein. Deshalb habe er sich zunächst entschlossen, „a bissl zu jobben“, unter anderem bei Infineon und einem Landschaftspflegebetrieb. Die Arbeit in der Natur habe ihm so gut gefallen, dass er sich überlegt habe, ob Landschaftsarchitektur oder Landschaftsbau für ihn eine Option wäre.
Auf der Suche nach der Erkenntnis machte Pohl auch eine dreimonatige Rucksackreise durch Australien. Die Erleuchtung kam tatsächlich: Er wolle „etwas am Menschen machen und im Gesundheitsbereich beraten“. Und so kam wieder das Pharmaziestudium ins Spiel. Nach der Approbation 2011 entschied sich Pohl zunächst für die Tätigkeit als Vertretungsapotheker. Alle ein bis drei Wochen sei er in einer anderen Apotheke gewesen. „Ich bin viel rumgekommen“, erzählt der Pharmazeut. Augsburg, Köln, Bremen, Aalen und Stuttgart waren einige Stationen.
In dieser Zeit hat Pohl unterschiedlichste Apotheken gesehen: Von Center- über easy- bis hin zu Landapotheken war alles dabei. Für ein halbes Jahr ist er in der Schweizer Gemeinde Zermatt geblieben, wo er in einer internationalen Apotheke gearbeitet hat. „In diesen Monaten habe ich mich auch als Mensch massiv verändert und meine Liebe zu den Bergen entdeckt“, erinnert sich der Apotheker.
Nach der Rückkehr nach Bayern sei ihm in Rottenburg an der Laaber eine befristete Stelle einer Kollegin angeboten worden, die in Elternzeit gegangen war. „So bin ich der Heimat wieder nähergekommen“, berichtet Pohl. Später habe er eine halbe Stelle in Rottenburg und eine halbe Stelle in der elterlichen Apotheke gehabt.
„Doch das Angestelltenverhältnis war auf Dauer nichts für mich“, sagt er. Deshalb habe er nach reiflicher Überlegung die Apotheke seiner Mutter Ruth übernommen. Die erfahrene Apothekerin bleibt aber der Apotheke weiterhin als Mitarbeiterin erhalten und will ihren Sohn nach Kräften unterstützen.
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