Rx-Versandverbot

Landfrauen setzen auf Apotheken vor Ort

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Berlin -

Geeignete Maßnahmen zum Erhalt von Apotheken im ländlichen Raum fordert der Landfrauenverband von Niedersachsen (NLV). Mit Sorge sehe der Verband den zunehmenden Rückzug der Apotheken aus strukturell schwachen Gebieten und Stadtrandlagen, erklärte die Beisitzerin für die Entwicklung ländlicher Räume des NLV, Heide von Limburg. Keine Lösung für die Versorgungsprobleme sehen die Landfrauen im Versandhandel mit Arzneimitteln.

Die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere von älteren Menschen, vor allem mit rezeptpflichtigen Medikamenten werde in ländlichen Gebieten immer schwieriger, heißt es in einer Erklärung. Besonders gravierend sei die fehlende Notfallversorgung nachts, an Feiertagen oder bei akuten Erkrankungen. Auch die individuelle Beratung des Kunden, so beispielsweise über sach- und altersgerechte Dosierung und Gefahren für Allergiker, müsse weiterhin stattfinden können.

Weder der Versandhandel noch die Einrichtung von sogenannten Rezeptsammelstellen könnten das Versorgungsdefizit beheben. Daher sei es wichtig, die Apotheken vor Ort zu stärken, fordern die niedersächsischen Landfrauen. Das EuGH-Urteil vom 19. Oktober sehen die Landfrauen daher kritisch. Die damit erfolgte Zulassung von Rx-Boni für ausländische Versandapotheken „führe zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung zwischen Onlineversandapotheken und örtlichen Apotheken“, kritisierte von Limburg.

Die daraus folgende Aufgabe von örtlichen Apotheken gehe nicht nur zu Lasten des Verbrauchers, sondern es gingen dadurch auch qualifizierte Arbeitsplätze, vielfach für Frauen, verloren. Vor diesem Hintergrund sehe der NLV die Politik in der Verantwortung, die Arzneimittelversorgung für die Menschen, die auf dem Land lebten, zu sichern.

Im Verband der Deutschen Landfrauen (DLV) sind Frauen organisiert, die im ländlichen Raum leben oder als Bäuerin arbeiten. Nach eigenen Aussagen des DLV engagieren sich Landfrauen dabei unter anderem für die Gemeinschaft, eine nachhaltige Landwirtschaft oder chancengerechte Lebensbedingungen auf dem Land und in der Stadt und machen sich für die berufsständischen Interessen der Bäuerinnen stark. Mit rund 500.000 Mitgliedern in insgesamt 12.000 Ortsvereinen gilt der DLV mit Präsidentin Brigitte Scherb im Bundesgebiet heute als größter Verband für Frauen, die auf dem Land leben.

Der Deutsche Bauernverband als Interessenvertretung der Landwirte hat sich noch nicht speziell mit der Arzneimittelversorgung auf dem Land befasst und dazu politisch positioniert. Etwa jeder zweite Deutsche wohne in Dörfern und kleineren Städten des ländlichen Raums. Neben Land- und Forstwirtschaft seien hier viele Handwerks- und Gewerbebetriebe ansässig. Von insgesamt 3,5 Millionen Wirtschaftsbetrieben in Deutschland befänden sich der überwiegende Teil in Gemeinden und Mittelstädten in der Fläche, heißt es in einer Erklärung zur Zukunft des ländlichen Raumes.

Vor diesem Hintergrund fühle sich der Deutsche Bauernverband als Interessenvertretung dem gesamten ländlichen Raum verpflichtet und fordert die im Grundgesetz verankerte Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen ein. Zu den Kern- oder Mindestbestandteilen der Daseinsvorsorge gehören danach „ganz besonders ausreichend schnelle Internetanschlüsse, eine ärztliche Mindestversorgung, Vorhandensein von Kindergarten und Grundschule, eine hinreichende öffentliche Verkehrsinfrastruktur und auch ein gut funktionierendes Gemeinwesen“. Zur aktuellen Diskussion um ein Rx-Versandhandelsverbot gibt es keine Aussage des Bauernverbandes.

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