Shpock

Rx-Verhütung vom Online-Flohmarkt APOTHEKE ADHOC, 29.03.2016 13:09 Uhr

Berlin - 

Dass es im Online-Auktionshaus Ebay verschreibungspflichtige Arzneimittel zu kaufen gibt, überrascht weder Apotheker noch Behörden mehr. Jetzt macht die Flohmarkt-Plattform Shpock mit dem Angebot von rezeptpflichtigen Verhütungsmitteln von sich reden: Gleich dreimal gibt es derzeit Nuvaring (MSD Sharp & Dohme) zu Niedrigpreisen zu kaufen.

Der reguläre Preis für die verschreibungspflichtige Dreimonatspackung Nuvaring liegt bei 48,25 Euro. Die Preisspanne der drei Shpock-Angebote reicht von 5 bis 40 Euro, eines davon wird aus Wien verschickt.

Anna B. gibt ihren Standort mit Berlin-Pankow an. Sie verkauft den Nuvaring für nur 5 Euro. Das Produkt wurde laut Onlinemarktplatz am 16. März eingestellt und ist noch bis Oktober haltbar. Die Verpackung ist in polnischer Sprache beschriftet. Die junge Frau tut sich sonst eher mit dem Gebrauchtverkauf von Kosmetik und Kleidung hervor: So sind beim letzten Kleiderschrankaufräumen offenbar jede Menge Röhrenjeans, Röcke und Oberteile ausgemistet worden. Einige Handtaschen, Nagellacke und Make-up-Utensilien finden sich außerdem bei Anna B., aber auch ein Hamsterkäfig und ein nagelneuer Entsafter gehören zum Sortiment der Flohmarkt-Anbieterin.

Shpock-Nutzerin Sina D. aus Mannheim bietet ihr Kontrazeptivum für 40 Euro an, das Angebot läuft seit dem 20. Februar. Sie schreibt dazu: „Verkaufe Nuva Ring. Original verpackt, unbenutzt und 6 Monate haltbar.“ Ihr Flohmarktsortiment fokussiert sich ansonsten eher auf den Freizeitbereich: mehrere Faschingskostüme, 1000-Teile-Puzzles, aber auch Unterhaltungselektronik und zahlreiche DVDs und Computerspiele sind bei ihr zu haben.

Ebenfalls 40 Euro will nicol E. aus Wien für die Dreimonatspackung Nuvaring haben – derzeit das einzige aktive Angebot der Shpock-Nutzerin. Der Deal ist seit dem 23. Februar online. Zuvor hatte sie eine große Auswahl an Einrichtungsgegenständen und Haushaltselektronik verkauft.

Die Problematik von Rx-Arzneimitteln, die außerhalb der Apotheke angeboten werden, ist der Shpock-Geschäftsführung schon lange bewusst. Für die Angebote seien die Nutzer verantwortlich, Shpock stelle lediglich die Plattform, betonte Geschäftsführer Armin Strbac schon vor einiger Zeit im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC. Eine Kontrolle der Inserate sei unmöglich, sagte er Ende 2014 mit Verweis auf die Vielzahl der eingestellten Artikel und den geringen Raum, den Nutzer für die Beschreibung des Objekts haben. Der ist bei Shpock beschränkt auf 250 Zeichen. Ein Arzneimittel- oder gar Wirkstoffname, nach dem das System die Anzeigen filtern könnte, tauche da nicht auf.

In den FAQ der Website findet sich auch heute kein expliziter Hinweis zum Verkauf von rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Einzig die Formulierung „Verstoß gegen [...] geltendes Recht oder rechtlichen Einschränkungen“ ist in der „Beispiel-Liste mit verbotenen Sachen“ aufgeführt.

Bei der Kontrolle der Angebote setzt Strbac auf das selbstregulierende System durch andere Nutzer, die Anzeigen melden, wenn sie ihnen seltsam erscheinen – und auch auf die Apotheker, die am besten illegale Angebote erkennen könnten.

Erst wenn ein Nutzer wiederholt und in größerem Umfang Arzneimittel einstelle, würde der Account gesperrt werden, versicherte Strbac damals. Wenn Nutzer aber nur einzelne Arzneimittel anböten, beispielsweise neben Kleidungsstücken oder Möbeln, würden Angebote manuell geprüft und gegebenenfalls gelöscht. Der Nutzer erhalte eine E-Mail, in der erklärt werde, was auf Shpock verboten sei.

Der Name „Shpock“ ist nach eigenem Bekunden die Kurzform von „Shop in your pocket“, die Flohmarkt-App startete 2012. Die Betreibergesellschaft sitzt in Wien. Man stelle eine Plattform zur Verfügung, über die Leute Dinge zum Verkauf anbieten könnten, so Strbac. Genutzt werde das Portal hauptsächlich von jungen Privatpersonen, die vor allem Kleidung, Elektronik oder Einrichtungsgegenstände einstellten.