Die Jagd nach der Mehrheit Alexander Müller, 18.01.2014 09:33 Uhr
Die Woche begann mit einem Paukenschlag: Der Celesio-Deal ist doch noch geplatzt. 75 Prozent sind auch das Ziel für Alphega bei der Vivesco-Volksabstimmung. Die Apobank ist noch mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Den Bundestag hat das alles nicht beeindruckt, der Gesundheitsausschuss hat sich ordnungsgemäß konstituiert. Dort wurde eine Dreiviertelmehrheit der Neuankömmlinge auch nur knapp verfehlt. Eine Woche der Mehrheiten.
Der Celesio-Deal schien schon todsicher*. Der Volksmund sagt: Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hat. Das passt hier nicht, der Volksmund kennt sich an der Börse eben nicht aus, wo Bären ohnehin nicht gern gesehen sind. Dort muss man das Fell des Bären kaufen, um ihn zu erlegen. Oder aus Elliotts Sicht: Wenn man den Bären erlegt hat, muss man das Fell auch verkaufen. Ob McKesson schon die Flinte ins Korn wirft – abwarten.
75 Prozent ist auch das Motto bei Vivesco: Nur wenn drei von vier der Partnerapotheker lieber Alphega heißen wollen, wird im Sommer die Farbe gewechselt. Da die Umbenennung vermutlich sonst einfach etwas später erfolgt, könnte die Marke in diesem Fall sogar übersprungen werden. Nur, von wie vielen Apotheken 75 Prozent dann wirklich Alphega heißen wollen, wird die Urabstimmung unter den im März anwesenden Gesellschaftern nicht ergeben.
Die erste Sitzung im Gesundheitsausschuss begann mit Verspätung, weil zunächst Namensschildchen gebastelt werden mussten – zu viele Neue. Aber unter der Führung der alten Hasen wurde dann schnell das Pharmapaket in die Anhörung geschickt, denn die Moratoriumsbombe tickt schon wieder vernehmlich.
Und was die Expertise in Gesundheitsthemen angeht, liegt der Ausschuss durchaus im Trend: Der neue Minister ist auch ein Quereinsteiger und der Unionsfraktionsvize bislang eher nominell für Gesundheit zuständig. Hier kann sich Jens Spahn als Sprecher weiter profilieren. Das sieht beim Koalitionspartner anders aus: Professor Dr. Karl Lauterbach spricht zwar in Gesundheitsfragen nicht mehr für die SPD, zieht aber in der Fraktion die Fäden. Die neue Konstellation ist auf jeden Fall spannend.
Be- oder angesprochen werden die Apotheker ab jetzt von Jens Spahn (CDU), Hilde Mattheis (SPD), Harald Weinberg (Linke) und Maria Klein-Schmeink (Grüne). Und ab April haben sie sogar selbst wieder einen Sprecher: Dr. Reiner Kern kommt von den Zahnärzten und war auch schon in der Politik. Und er hat jetzt schon länger durchgehalten als sein Fast-Vorgänger.
Keine lange Halbwertszeit haben kommerzielle Lieferdienste. Selbst Versandriesen wie Otto können es mit dem klassischen Botendienst nicht aufnehmen. Auch wenn die Apotheker schon lange die Nase voll haben von selbsternannten Heilsbringern aus anderen Wirtschaftszweigen, kann deren regelmäßiges Scheitern in der politischen Debatte auch helfen: Besonders ineffizient scheint das derzeitige Apothekensystem nicht zu sein.
Hinter den Lieferengpässen bei Grippeimpfstoffen könnten auch Effizienzprobleme stecken, oder einfach die Gesetze des freien Marktes. Jedenfalls ist es müßig über eine Impfpflicht zu diskutieren, wenn der Impfstoff fehlt.
Die Apobank will die Verantwortung für die Finanzkrise verständlicherweise nicht allein übernehmen, auch aus den Büchern soll die Schuld wenigstens ein bisschen verschwinden. Man rätselt, ob die Klage gegen die Exvorstände eher monetär oder tiefenpsychologisch motiviert ist.
Und sonst so? Wick lässt sich von Apothekern wählen, über die „Pille danach“ wird wieder #wieübersmarties gestritten, die Kranichbeere darf nicht zu viel versprechen. Pharma Westen flaggt um und bei Lucentis besteht die Pflicht zur Verschwendung.
*todsicher, danke für den Hinweis.