Vor einem Jahr haben heftige Unwetter zu Überschwemmungen in Sachsen, Bayern und Thüringen geführt. Von dem Hochwasser waren auch viele Apotheker betroffen: Einige mussten ihre Apotheken evakuieren, andere kämpften mit Sandsäcken gegen das Wasser und versuchten, ihr Hab und Gut zu retten. Ein Jahr später ziehen die Pharmazeuten Bilanz.
Apothekerin Ulrike Just aus Grimma hat die Göschen-Apotheke nach dem Hochwasser geschlossen. Die Apothekerin hatte nach dem zweiten Hochwasser in diesem Jahrtausend nicht die Kraft, noch einmal von vorn anzufangen. „2002 war die Hilfe überwältigend, da hat man Mut gefasst. Aber 2013 war es anders, da gab es viel Resignation“, erzählt Just.
Vor einem Jahr hatte die Apothekerin noch gehofft, dass alles gut geht: Das Wasser sollte auf dem Markt, so war es angekündigt, 50 Zentimeter hoch stehen. In ihrer Apotheke hatte sie am Freitag mit ihren Mitarbeitern die Arzneimittel hochgeräumt, den Blisterautomaten auf Steine gehievt, die Computer in die zweite Etage getragen und die Türen verschlossen. Am Samstag gab es eine kurze Entwarnung, aber am Sonntag wurde gemeldet, dass Wasser in die Innenstadt eindringen könne.
Wieder ging Just mit ihren Mitarbeiten und deren Familien zu Fuß in die Göschen-Apotheke – Autofahren durften sie da schon nicht mehr – und stellte alles noch einmal höher. Aber am Montagmorgen war es vorbei: „Es gab in großen Teilen der Stadt keinen Strom mehr, und ein Redakteur vom Lokalfernsehen sagte mir: 'Ich bin gerade mit dem Boot an Ihrer Apotheke vorbei gefahren.' Da wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, erzählt Just.
Als sie den Schaden sah, beschloss sie, es nicht noch einmal mit der Apotheke am Markt zu versuchen. „Es ist nicht nur das Finanzielle, sondern auch die Angst, wieder abzusaufen.“ Mit Fördermitteln des Landes und Spenden der Hilfsorganisation „Apotheker helfen“ konnte Just zumindest teilweise den Neustart in der etwas höher gelegenen Sonnen-Apotheke finanzieren.
Dr. Claudia von Rein musste ihre Apotheke in Borna zwar zweimal räumen, aber zumindest blieb kein großer Schaden zurück. „Mit Aufräumen war das erledigt“, sagt sie. Der Ort im Leipziger Neuseenland konnte dem Hochwasser knapp entgehen. „Wir sind mit zwei blauen Augen davon gekommen“, so die Apothekerin. Sie habe deshalb auch keine Fördergelder beantragt – es habe viele gegeben, die das Geld nötiger gebraucht hätten.
Thorsten Müller ist einer von ihnen: In seiner Brücken-Apotheke in Greiz gab es nach dem Hochwasser einen Schaden in Millionenhöhe. Auch ein Jahr nach der Flut sind die Arbeiten an der Apotheke nicht endgültig abgeschlossen. Die Sanierung hat nicht nur den Apothekenbetrieb gestört – Lärm, Dreck und Hektik haben auch das Team belastet: „Das haben nicht alle mitmachen wollen“, sagt Müller.
Bis Ende August hatte Müller Teile seiner Apotheke in einen Container ausgelagert, dann ging es an die Inneneinrichtung. Im Januar konnte die Revision durchgeführt werden, kleinere Arbeiten stehen noch aus.
Obwohl die Sanierung viele Monate gedauert hat, ist Müller zufrieden: Er hat alles daran gesetzt, seine Apotheke flutsicher zu machen. Fenster und Türen wurden abgedichtet, eine Notstromversorgung eingerichtet, Pumpen angeschafft und Fußböden verlegt, die im Schadensfall nicht herausgenommen werden müssen. „Ich hoffe, dass ich so etwas nicht nochmal erlebe“, sagt Müller.
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