Der Frühling hat begonnen und mit ihm die Pirsch: Die Krankenkassen fahnden nach kriminellen Apothekern, Beiersdorf verfolgt einen Graumarkthändler und Noweda-Chef Wilfried Hollmann jagt dem Skonto hinterher. Der Preis für den größten Aufreger geht in dieser Woche aber an den Kosmetikhersteller Wala: Mit der vorübergehenden Liefersperre bei seinen Dr. Hauschka-Produkten hat er gleich mehrere Depotpartner vergrätzt.
Geht es um die Verhängung von Strafen, stehen die Krankenkassen gerne an vorderster Front: In Hessen will die AOK ihre Zyto-Verträge mit Retaxationen durchsetzen. Auf der Gegenseite kämpfen 13 unbeugsame Apotheker gemeinsam mit dem Hessischen Apothekerverband bei den Aufsichtsbehörden gegen das Verhalten der Kasse.
Die hessischen Apotheker dürften aber nicht nur wegen der Retaxationen aufgebracht sein: In der zurückliegenden Woche wurde bekannt, dass die vier PTA-Schulen ab August ohne Mittel des Landes auskommen müssen. Auch die Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) wurde gestrichen. Ein weiterer Rückschlag für die Zukunft des Berufstandes.
Geldsorgen dürfte der ehemalige Celesio-Chef Markus Pinger nicht kennen: Beim Stuttgarter Pharmahandelskonzern hat er in zwei Jahren mehr als 11 Millionen Euro verdient. Weil er mehr als ein Jahr vor Vertragsende vor die Tür gesetzt wurde, lagen allein Abgeltung plus Rentenvorsorge bei 4,1 Millionen Euro. Damit steht der ehemalige Beiersdorf-Manager aber nicht allein da. Sein Vorgänger Dr. Fritz Oesterle hat nach seinem Ausscheiden satte 10 Millionen Euro kassiert.
Kleine Brötchen werden dagegen bei den Apothekern gebacken. DAV-Chef Fritz Becker fordert für den Berufsstand nur eine Erhöhung von Cent-Beträgen: Nur 1 bis 2 Cent mehr pro Rx-Packung und die bei der Notdienstpauschale fehlenden 20 Millionen Euro wären gegessen.
Die Kassen auffüllen will auch Noweda-Chef Hollmann. Er hat seiner Vertriebsmannschaft Vorschläge gemacht, wie die Ergebnisse besser werden können. Hollmann will durchsetzen, dass die gewährten Skonti nur auf den Nettobetrag berechnet und im Zweifelsfall hinterher wieder abgezogen werden.
Wegen falsch abgezogener Skontobeträge musste sich in der vergangenen Woche auch eine Apothekerin ärgern: Die AOK Nordost hatte sich die die Einhaltung einer kurzen Zahlungsfrist nachträglich bezahlen lassen wollen, auch wenn es dafür vertraglich gar keine Grundlage gab.
Auch bei Wala gab es in dieser Woche verwunderte Nachfragen von Depotpartnern, die plötzlich keine Hauschka-Produkte mehr erhalten haben. Eigentlich hat Wala ja Recht: Die Firma aus Bad Boll hat den Lieferstopp bereits im Februar angekündigt. Warum regen sich die Apotheker also auf?
Fakt ist, dass das Argument des einheitlichen Markenauftrittes nicht schlüssig ist. Denn derzeit werden an Depotpartner, die das Erstausstattungpaket der neuen Gesichtspflege nicht bestellt haben, weder Gesichts- noch Körperpflegeprodukte geschickt.
Wenn Mitte Mai die Lieferung wieder anrollt, kommen damit wieder die noch nicht überarbeitete Körperpflegelinie in die Regale. Denn diese Serie wird erst im Herbst umgerüstet. Ohnehin ist das neue Design für den Endkunden nur schwer vom alten unterscheidbar. Es bleibt also verwunderlich, warum Wala mit diesen harten Mitteln auf die Durchsetzung pocht. Die Sache liegt jetzt beim Bundeskartellamt, das den Hersteller ja bereits wegen unlauterer Vertriebspraktiken abgestraft hat.
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