Als singende Apothekerin hat Doreen Wegner auf sich aufmerksam gemacht. Nach ihren eigenen Interpretationen des Grönemeyer-Songs „Was soll das“? und des Rhythm-and-Blues-Klassikers „I heard it through the Grapevine“ gab es Weihnachten mit „Still, still, still“ eine weitere musikalische Botschaft an die Bundesregierung, insbesondere an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Nun beweist sie erneut Kreativität: Beim Rosenmontagsumzug hat sie gemeinsam mit ihrem Team als Addams-Family symbolisch die Apotheken und das Gesundheitssystem zu Grabe getragen.
Die Apothekeninhaberin aus Feldberg in der Uckermark will ihre Möglichkeiten nutzen, um auf die fehlgeleitete Gesundheitspolitik aufmerksam zu machen. Denn „so geht es nicht mehr“, findet Wegner. Der Rosenmontag in ihrer Heimatstadt wird alljährlich groß gefeiert. Sogar norddeutsche Fernsehsender sind vor Ort und filmen das große Spektakel der Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern. Dem Umzug schließen sich viele Narren an – diesmal war nun auch Wegners gesamtes Team der Luzin-Apotheke dabei.
Bürokratie – sie frisst uns auf – gekürzt auf NULL – das habt ihr drauf
Sie hatte für alle Teammitglieder Kostüme der Addams-Family besorgt und sogar einen echten Sarg ausleihen können, der auf ihr Auto geschnallt wurde. „Apotheke vor Ort – R.I.P.“ ist darauf zu lesen. Ein Bild von Lauterbach im Großformat mit der Aufforderung „Treten Sie zurück!“ hat Wegner an die Türen angebracht. Ein Plakat der Freien Apothekerschaft, dass eine Mutter mit Kind vor einer verschlossenen Apotheke abbildet, und Trauerschleifen mit verschiedenen Aufschriften zieren den Wagen, um dem Publikum deutlich zu machen, worum es geht:
Jeder „Addam“ trägt einen selbstgebauten Galgen vor sich her, an dem das rote Apotheken-A hängt.
Die Apothekerkammer (AKMV) hat ihr Vorhaben unterstützt: Die Schließung der Luzin-Apotheke zwischen 12 und 17 Uhr wurde genehmigt. Danach steht die Inhaberin wieder in der Offizin – schließlich ist Notdienst angesagt.
„Deutsche Arzneimittelversorgung – Hahn zugedreht – Was soll das?“
Der Gesundheitsminister habe keine Ahnung, was an der Apotheken-Front los sei, findet Wegner. Als „absoluten Oberknaller“ empfindet sie die 50 Cent, mit der Inhaber:innen für ihre „ganze Herumtelefoniererei“ abgespeist werden. „Es reicht so richtig – das Fass ist mehr als voll. Man darf nicht vergessen, dass es um Menschen und um Gesundheit geht“, so die Apothekerin.
„Und dann kommt auch noch Lauterbach und findet es wichtiger, den Beipackzettel zu ändern – ich fass mir nur noch an den Kopf.“ Eine Frechheit sei es zudem, die Apotheker:innen derart herabzuwürdigen, indem sie überhaupt nicht mehr erwähnt würden.
Wegner will aber nicht nur schimpfen und meckern, sondern auch was tun und um ihren Beruf kämpfen. „Das ist ein schöner und wichtiger Beruf, den wir machen – wichtig für das Gesundheitssystem. Das müssen die oben endlich mal kapieren.“
Sie appelliert an die Kolleginnen und Kollegen, auch aktiv zu werden und gemeinsam auf die prekäre Lage der Apotheken aufmerksam zu machen. „Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir uns bewegen.“ Stress und keine Zeit könne nicht die Ausrede sein, nichts zu tun. Apotheken würden zusehends unter den Händen wegsterben. „Wer soll zukünftig die medizinische Versorgung stemmen?“
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