Röntgenmittelprozess

Abrechnungsbetrug: Verteidiger fordert Freispruch

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Berlin -

Im Prozess um einen mutmaßlichen Abrechnungsbetrug müssen sich derzeit ein Apotheker, ein kaufmännischer Geschäftsführer und ein ehemaliger Inhaber eines Radiologieunternehmens vor dem Hamburger Landgericht (LG) verantworten. Die Verteidigung des Geschäftsführers forderte jetzt einen Freispruch für ihren Angeklagten – er soll von den Massenbestellungen der Kontrastmittel nichts gewusst haben.

In dem Verfahren geht es nur um den Apotheker und den Geschäftsführer; der Prozess gegen den Inhaber, einen Radiologen, wird getrennt verhandelt. Die Staatsanwaltschaft hat Freiheitsstrafen für die zwei Angeklagten gefordert: Demnach soll der 67-jährige Apotheker für acht, der ehemalige Geschäftsführer für sieben Jahre ins Gefängnis. Das Urteil könnte im August fallen, berichtete das Hamburger Abendblatt.

Gemeinsam sollen die drei verdächtigen Männer Krankenkassen um circa 34 Millionen Euro betrogen haben. Ihnen wird „banden- und gewerbsmäßiger Betrug“ vorgeworfen. Die Gesellschaft des Radiologen soll zwischen Juli 2011 und November 2012 große Mengen Kontrastmittel bei dem Arzneimittelgroßhandel des Apothekers gekauft und die Mittel in Einzeldosen abgerechnet haben.

Der Apotheker habe für seine Lieferungen 5 Prozent des Gewinns abgeschöpft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Pharmazeuten und dem Inhaber vor, bewusst gehandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass 20 Millionen Euro bei Hanserad angekommen seien, bei dem Apotheker rund 850.000 Euro. Der 59-jährige Geschäftsführer hat nach Angaben seiner Anwälte von diesen Bestellungen nichts gewusst. Der Verteidiger des Apothekers will heute sein Plädoyer halten.

Laut Staatsanwaltschaft bilanzierte Hanserad im Jahr 2010 ein Jahresumsatz von zehn Millionen Euro bei rund 23 Millionen Euro Schulden. Bereits zu diesem Zeitpunkt drohte dem Unternehmen die Insolvenz. Mit der Betrugsmasche versuchten die Männer demnach das Unheil abzuwenden. Die Radiologie-Kette musste trotzdem Bankrott anmelden. 300 Mitarbeiter, darunter 70 Ärzte, sollen ihren Job verloren haben.

Patienten seien durch den Betrug körperlich nicht zu Schaden gekommen, erklärte Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Die nicht erforderlichen Mengen an Kontrastmitteln seien nur zum Schein verordnet worden. Bei Durchsuchungen fanden die Ermittler „Riesenlager“ der Mittel. Die meist Jod-haltigen Substanzen werden Patienten vor radiologischen Untersuchungen verabreicht, um Blutgefäße, Gallenwege, Magen oder Darm besser sichtbar zu machen.

Der ebenfalls angeklagte Inhaber der Gesellschaft wurde im November vergangenen Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten festgenommen. Er hatte sich Ende 2012 nach der Insolvenz von Hanserad abgesetzt.

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