Rocker erpressten Apotheker APOTHEKE ADHOC, 11.08.2016 15:11 Uhr
Ein Apotheker aus Münster soll von Rockern der Gruppe „United Tribunes“ bedroht, eingeschüchtert und erpresst worden sein. Vor dem Duisburger Landgericht wird derzeit ein Fall verhandelt, in dem es offenbar um räuberische Erpressung, Pharmageschäfte ins Ausland und filmreife Szenen mit Kettensägen, Revolvern und sehr viel Geld geht.
Fünf Männer aus dem Rockermilieu sind angeklagt. Sie sollen der Rockergruppe „United Tribunes“ angehören. Die Organisation wurde 2004 vom ehemaligen bosnischen Boxer Almir Culum in Villingen-Schwenningen gegründet. Er wird mit internationalem Haftbefehl gesucht und soll in Bosnien untergetaucht sein. Der bayerische Verfassungsschutz schätzte 2014 die Mitgliederzahl in Deutschland auf rund 1700 Personen.
Der Prozessauftakt für die fünf Rocker war bereits im Juni. Der Hauptangeklagte ist ein 27-jähriger Duisburger, der vor zwei Jahren die Bekanntschaft mit einem Medizinprofessor in Münster gemacht haben soll. Der Professor hatte Medienberichten zufolge Probleme mit einer Gruppe von Albanern einer Baufirma. Laut Landgericht wendete sich der Hochschullehrer deshalb mit 12.000 Euro und einer „nicht näher bestimmten Hilfe“ an den Hauptangeklagten. Schutz sei der Grund gewesen, schreibt die „Westfälische Nachrichten“ (WN).
Der 27-Jährige soll vom Unternehmen des Professors erfahren haben, an dem auch der Apotheker beteiligt war. Medienberichten zufolge handelte es sich bei der Firma um einen Pharmahändler. Der Hauptangeklagte witterte das große Geschäft. Im Oktober 2014 offenbar kamen er und zwei Begleiter in die Offizin des 45-jährigen Apothekers. Sie sollen den Pharmazeuten bedroht und Geld im sechsstelligen Bereich erpresst haben. Sie wüssten, wo sich seine Kinder befinden und wo er wohne.
Einen Monat später soll der Apotheker seinem Geschäftspartner das Geld übergeben haben. Der Hauptangeklagte habe vom Professor aber nur ungefähr die Hälfte der vereinbarten Summer erhalten. Laut Landgericht ist das aber nur der erste Tatbestand, der dem 27-jährigen und seinen Komplizen vorgeworfen wird. Die Anklage lautet auf räuberische Erpressung. Offenbar gab es noch weitere Treffen zwischen ihnen und dem Mediziner.
Der Professor hatte demnach Schulden bei der Rockerbande. Sie hätten ihm gedroht, seine Familie mit Säure zu verätzen, berichtet die WN. Die Mitglieder der United Tribunes und der Professor sollen Handelsgeschäfte im Libanon vereinbart haben, die aber nicht zustande kamen. Der Hauptverdächtige versuchte laut Anklage, die Kosten, die der geplatzte Deal mit sich brachte, vom Professor einzutreiben.
Im August des vergangenen Jahres soll der Mediziner in ein leerstehendes Geschäftshaus gelockt worden sein. Der Rest klingt abenteuerlich: Ein dunkler Raum mit zwei sich gegenüber stehenden Stühlen, auf denen sich der Hauptangeklagte und der Hochschullehrer setzten. Mit einer Kettensäge und einem Revolver sollen die fünf Rocker dann Druck ausgeübt haben. Laut Landgericht erpressten sie eine Ausgleichszahlung. Sie sollen dabei nicht nur das Geld, sondern auch seine Rolex-Uhr, seine EC-Karten und Bargeld verlangt haben.
Nachdem der Professor tat, was von ihm verlangt wurde, ließen die Rocker den Mann gehen. Erst nach diesem Vorfall wandte er sich an die Polizei. Der Prozess wird am 19. August weitergeführt. Bei einer Verurteilung droht dem Hauptangeklagten wegen erpresserischen Menschenraubs und schwerer räuberischer Erpressung eine Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren.