Rheinland-Pfalz verliert wieder eine Apotheke Julia Germersdorf, 18.05.2023 09:19 Uhr
Das Apothekensterben nimmt kein Ende. Allein in Rheinland-Pfalz haben im vergangenen Jahr 28 Vor-Ort-Betriebe geschlossen. Die Welle ist bisher nicht gestoppt, es gibt weitere Schließungen. Jetzt im Mai hat es erneut einen Betrieb getroffen: Die Markt-Apotheke in Landstuhl ist zu.
Erst vor knapp zwei Jahren, im August 2021, entschied sich Sabrina Harmutter-Pier dazu, die Markt-Apotheke am Alten Markt und die Vital-Apotheke in der Kaiserstraße in Landstuhl zu übernehmen. Damit war die Apothekerin komplett. Denn seit Juli 2018 führt sie bereits die Apotheke am Rosengarten. Zwei Jahre später hatte sie die Florian-Apotheke in Altenglan übernommen.
Approbierte fehlen
Einerseits seien langwierige und umfassende Baustellen in der Innenstadt der Auslöser für einen Rückgang einiger Kund:innen, die hier nur kaum noch die Möglichkeit haben, einen Parkplatz zu bekommen. Eine weitere Baustelle kommt demnächst noch hinzu, was die Lage zunehmend verschlechtere.
Andererseits habe sie massive Probleme, Fachkräfte zu finden. „Die Schließung der Markt-Apotheke ist aufgrund von Apotheker:innenmangel unausweichlich.“ Sie habe in der vergangenen Zeit einige Personalverluste hinnehmen müssen, etwa wegen des Eintrittes ins Rentenalter, einer Auswanderung in die Schweiz oder der Gründung einer eigenen Selbstständigkeit. „Das Nachbesetzen dieser wichtigen Stellen ist nicht möglich gewesen. Es gibt einfach kein Personal auf dem freien Markt. Das ist ein unfassbar großes Problem.“
Vertretungs-Apotheker:in ist keine Dauerlösung
„Ich musste gucken, wie man irgendwie über die Runden kommt, sodass zumindest immer ein Apotheker in jeder Filiale vor Ort ist. Aber das funktionierte mit den wenigen, die wir leider nur noch haben, eben nicht mehr“, so Harmutter-Pier.
Sich einen Vertretungsapotheker oder eine -apothekerin zu buchen, sei inzwischen mehr als unrealistisch geworden. Auch sie seien zur Urlaubssaison nicht oder nur noch kaum verfügbar. Hinzu komme, dass sie extrem viel Geld kosten. „Klar, die können das verlangen. Das ist auch der Situation geschuldet – logisch.“ Aber auf Dauer sei es nicht möglich, auf diese Art und Weise die Betriebe zu stemmen. Das ginge mal im Ausnahmefall, aber nicht um regelmäßig Personallücken zu füllen.
Trostpflaster
Harmutter-Pier hat ihre Patient:innen über die Schließung bereits vor einiger Zeit aufgeklärt. „Dass sich die Apotheke unter all diesen Umständen wirtschaftlich nicht mehr trägt, das ist den Leuten auch klar. Zum Glück verstehen mich da die meisten.“
Nicht nur für die Belegschaft sei diese Schließung schwer. Immerhin gebe es Mitarbeiter:innen, die seit über 20 Jahren dort beschäftigt waren. „Das ist eine zweite Heimat für sie“, betont Harmutter-Pier. „Das ist extrem schwierig zu überwinden und emotional sehr fordernd.“
Glücklicherweise kann sie viele Angestellte im Verbund behalten. Andere konnten anschließend direkt in einen neuen Job gehen. „Der Markt ist ja traurigerweise übersät mit Stellenangeboten. Es sucht jede:r händeringend nach Fachpersonal. Das ist in dem Fall zumindest ein kleines Trostpflaster.“