Bei ihrem Militärstützpunkt Ramstein errichten die USA derzeit die größte amerikanische Klinik im Ausland. In dem Krankenhaus der Superlative sollen künftig Menschen operiert, Wunden genäht und Kinder geboren werden. Mehr als 4000 Räume, davon 120 Untersuchungsräume und 9 OP-Säle sollen auf einer Fläche von über 90.000 Quadratmetern entstehen. Um die bis zu 70 Meter große Stahlkonstruktion bei Weilerbach aufstellen zu dürfen, war eine luftverkehrsrechtliche Genehmigung nötig.
„Wir befinden uns hier direkt in der Einflugschneise der US Air Base Ramstein“, so Matthias Göbel vom Amt für Bundesbau. „Auf dem Radar des Stützpunkts sind die Kräne als Hindernisse sichtbar.“ Die USA sind auch Bauherr der Klinik: Fast eine Milliarde Euro investieren die Vereinigten Staaten in das größte amerikanische Krankenhaus im Ausland bei Gesamtkosten von rund 1,1 Milliarden Euro. Das wird auch an der geplanten Fassade sichtbar: Aufwendig geschwungen soll sie eine riesige wehende US-Fahne symbolisieren – als Stück Heimat für US-Soldaten und ihre Angehörigen in der Fremde.
„Wir haben im November den ersten Beton von insgesamt rund 100.000 Kubikmetern gegossen und sind absolut im Zeitplan“, so Göbel. Ziel sei ein Rohbau im Juli 2024, drei Jahre später soll das Gebäude komplett fertig sein. „Wir gießen hier, wie es ein US-Ingenieur einmal ausdrückte, ein Wunder in Beton.“
Das Krankenhaus neben dem US-Stützpunkt Ramstein ist keine Reaktion auf den Ukraine-Krieg, sondern ein lang geplanter Ersatz für eine Klinik bei Landstuhl von 1953. Es ist nicht nur für verwundete US-Soldaten aus Kriegsgebieten gedacht, sondern auch zur Vollversorgung der Tausenden US-Amerikaner in Rheinland-Pfalz.
„Die USA übernehmen die Baukosten für die Klinik. Der Bund beteiligt sich mit 151 Millionen Euro an den Planungs- und Baubetreuungskosten.“ Mehr als 1,1 Milliarden Euro werden für den Bau sowie die Infrastrukturarbeiten veranschlagt. Das Krankenhaus muss deutsche Anforderungen erfüllen, Betreiber sind aber die USA – dort gelten zum Teil andere Regeln. „Das klingt banal, hat aber weitreichende Folgen für Planung und Ausführung“, betont Bachem. Es gehe etwa um die Frage, ob Patient:innen mit dem Kopf oder mit den Füßen voran in einen Operationssaal gefahren werden.
In Zeiten von Fachkräftemangel, Lieferketten-Engpässen und steigenden Preisen müssten die meisten Fragen vor Beginn geklärt werden, sagt die örtliche Leiterin der LBB-Niederlassung Weilerbach. „Wenn Sie sich etwa für eine bestimmte Türklinke im Krankenhaus entscheiden, müssen Sie sicherstellen, dass davon Tausende verfügbar sind. Sonst müssen Sie am Ende zehn unterschiedliche Modelle verbauen.“
Doch auch während des Baus seien Änderungen zu erwarten. „Wenn der Bauherr etwa einen moderneren Zahnarztstuhl entdeckt und diesen statt des bisherigen Stuhls wünscht, müssen Sie schauen, ob die Anschlüsse passen.“ Die meisten Alltagsfragen würden aber die Menschen betreffen, sagt Bachem. „Manchmal klemmt eine Einlasskarte, dann wieder stauen sich Lastwagen.“ Doch ob Deutsche oder US-Amerikaner: „Wir gehen hier vertrauensvoll miteinander um. Denn wir haben alle das gleiche Ziel.“
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