Rezeptfälschung

BtM-Betrug nach Bandscheibenvorfall

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Berlin -

Ein Mann aus Bayern erschlich sich das Betäubungsmittel (BtM) Tilidin mit gefälschten Rezepten. Der Betrug flog in einer Günzburger Apotheke auf; der Tatverdächtige musste sich nun vor dem Amtsgericht Günzburg verantworten. Die Höhe der Strafe überraschte ihn.

Ende 2014 kam der Mann mit einem Bandscheibenvorfall in eine Günzburger Arztpraxis. Dort stahl er nicht bedruckte Rezepte, die er anschließend selbst ausfüllte: für das Betäubungsmittel Tilidin. Die gefälschte Verordnung löste er in einer Günzburger Apotheke ein. Er hatte Erfolg.

Daher druckte er sich noch zwei weitere Rezepte. Doch beim zweiten Einlöseversuch – zwei Tage vor Weihnachten – flog die Fälschung auf; die Apothekenmitarbeiter verweigerten die Herausgabe des Medikaments. Eine Apotheke in Burgau löste sein Tilidin-Rezept allerdings am Folgetag ein.

Die Anklage lautete auf Diebstahl, Betrug und versuchten Betrug sowie Urkundenfälschung. Der Mann gestand alle Taten. Er habe starke Schmerzen gehabt und dagegen alle drei Stunden das BtM eingenommen, sagte er. Er habe aus der Not heraus gehandelt. Er sei nach dem Medikament süchtig geworden, habe inzwischen aber einen erfolgreichen Entzug gemacht und sei seit Mitte 2015 clean.

Der 41-Jährige hat beiden Apotheken die Kosten für die BtM erstattet, die von den Kassen nicht übernommen worden waren. Diese Rückzahlung und sein Geständnis wirkten sich strafmildernd aus – eine Vorstrafe wegen Trunkenheit am Steuer und Widerstand gegen Polizeigewalt dagegen negativ. Richter Daniel Theurer verurteilte ihn zu sechs Monaten Bewährungsstrafe mit dreijähriger Bewährungszeit. Zudem muss der Mann 1500 Euro an das Günzburger Tierheim zahlen.

Der Angeklagte hatte offensichtlich mit einer weniger schweren Strafe gerechnet. Er hatte laut Bericht auf einen Verteidiger verzichtet, da er im Internet gelesen habe, dass es für Rezeptbetrug nur eine Geldstrafe von etwa 500 Euro gebe. Theurer erklärte, dass Rezeptfälschungen mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet würden.

Rezepte mit starken Schmerzmitteln wie Tilidin oder Fluninoc werden besonders oft gefälscht. Die Täter sind meist Suchtkranke, die mit den Fälschungen an ihre Droge kommen wollen. Häufig kommen Rezeptbetrüger zudem kurz vor Ladenschluss der Apotheke, damit sich die Mitarbeiter nicht mehr in den schon geschlossenen Arztpraxis rückversichern können.

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