Sie ist klein, rund und kann unter Umständen Leben retten. Die Notfalldose enthält keine Medikamente oder andere Medizin, sondern nur Informationen. Ersthelfern und dem Rettungsdienst verrät sie beispielsweise Blutgruppe, Krankheiten und Notfallkontakte des Besitzers. Damit Retter die Dose sofort finden, sollte sie im Kühlschrank aufbewahrt werden. Inzwischen bieten auch zahlreiche Apotheken solche Notfalldosen an.
Wenn Ersthelfer in eine Wohnung gerufen werden, wo ein Mensch zusammengebrochen ist, wissen sie oftmals nichts über denjenigen, den sie retten wollen. Sind diese dann alleine und nicht mehr ansprechbar, fehlen Rettern häufig wichtige Informationen über die gesundheitliche Vorgeschichte, Medikamenteneinnahmen, Kontaktpersonen und mehr. Liegt er vielleicht im diabetischen Koma? Hat er einen Herzschrittmacher? Benutzt er Blutverdünner?
Diese Informationen soll im Ernstfall die sogenannte Notfalldose schnell liefern. In den vergangenen Monaten werben diverse Seniorenbeiräte verstärkt für die Anschaffung des weiß-grünen Plastikbehälters. Auch zahlreiche Apotheken bieten solche Dosen inzwischen an, darunter die Fürstenwalder Rathaus-Apotheke von Ulrike Fitzke. „Alle Apotheken der Stadt hatten Anfang des Jahres eine Sammelbestellung gemacht, denn im Sinne der Patientensicherheit ist die Notfalldose richtig“, sagt die Apothekerin, die täglich mehrere, teilweise im zweistelligen Bereich, davon zum Stückpreis von zwei Euro verkauft. „Ich bin überzeugt, dass sich dieses Hilfsmittel in der Bevölkerung durchsetzt.“
Der Behälter beinhaltet ein beidseits bedrucktes Blatt, auf dem alle wichtigen Informationen eingetragen werden können: persönliche Angaben wie Name, Geburtsdatum, die Blutgruppe und Krankenkasseninformationen sowie Vorerkrankungen, mögliche Operationen, Medikamentengaben und Unverträglichkeiten. Außerdem könnten dort Kontaktadressen des Hausarztes, Pflegedienstes und von Angehörigen festgehalten werden.
Alles Informationen, die eigentlich auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden sollen. „Wer weiß, wann die kommt und wo die der Patient im Notfall hat“, zeigt sich zumindest Hans-Christian Karbe, Vorsitzender des Kreisseniorenbeirates Oder-Spree, der sich seit dem Herbst für die kleine Dose stark macht.
Dass so eine Notfalldose im Haushalt existiert, erkennen die Helfer an entsprechenden Aufkleber. Einer soll an der Innenseite der Haustür angebracht werden und ein zweiter an der Kühlschranktür. Denn dort soll die Notfalldose vorzugsweise aufbewahrt werden. „Im ersten Moment klingt das vielleicht seltsam. Doch in Wirklichkeit kann es gar keinen besseren Aufbewahrungsort geben,“ meint Apothekerin Beate Mika, in deren Oderland-Apotheke man seit Anfang 2018 Notfalldosen kaufen kann. Jede Wohnung besitze einen Kühlschrank und jeder weiß, dass dieser sich in der Küche befindet. Statt fremde Schubladen und Schreibtische nach benötigten Informationen abzusuchen, brauchen Ersthelfer sich nur diese aus der Kühlschranktür zu holen.
Die Idee der Notfalldose soll aus Irland und Großbritannien stammen. In Deutschland wird sie seit 2014 von der Bremer Firma Volbert Hausnotruf produziert. Es geht darum ein einheitliches System für alle zu schaffen. Umso wichtiger sei, dass die Dose in jedem Haushalt am gleichen Ort steht, sagt Mika: „Was nutzen die wichtigsten Informationen, wenn der Sanitäter sie nicht findet.“ Man müsse die Dose bei allen Beteiligten noch bekannter machen, findet die Apothekerin.
Auch im niedersächsischen Laatzen hat man festgestellt, dass die Notfalldose vielen Rettungskräften, aber eben auch Apothekern und Hausärzten noch gar nicht bekannt ist. Um dies zu ändern, führte der Seniorenbeirat Ende vergangenen Jahres in Kooperation mit der Stadtfeuerwehr Laatzen eine Informations- und Diskussionsveranstaltung durch. Dazu eingeladen wurden zahlreiche Verbände wie das DRK, die Johanniter, die Malteser und auch der ASB.
„Es ging uns in erster Linie darum, den in diesen Verbänden organisierten Rettungskräften die Bedeutung der Notfalldose nahe zu bringen“, sagte Klaus-Dieter Meyer vom örtlichen Seniorenbeirat. Gleichzeitig wollte man mit der Veranstaltung Apotheker und Hausärzte erreichen und diese dazu bewegen, die Idee weiter zu tragen und so für deren weitere Verbreitung zu sorgen. Vor allem Apotheken spielen laut Seniorenverbänden eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Notfalldose. „Da geht jeder irgendwann mal hin“, meint auch Karbe. So erreiche die Dose den Nutzer am besten.
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