Resistenzen gegen Antibiotika sind eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. Darin sind sich Ärzte, Forscher und Politik in aller Welt einig. Um so alarmierender sind die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Nur jedes vierte Land wird gegen diese Herausforderung ernsthaft aktiv.
134 der 194 UN-Mitgliedsstaaten hatten die Umfrage der WHO beantwortet, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Nur 33 Länder haben ein staatliches Programm zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen. In rund 50 Prozent der Länder können Antibiotika ohne Rezept in der Apotheke gekauft werden – in Europa trifft das auf 43 Prozent der Länder zu.
Der sorglose Umgang und der zu leichte Zugang zu Antibiotika wird immer wieder als einer der Hauptgründe für die Zunahme der Resistenzen genannt. 2014 hatte die WHO in ihrem ersten globalen Bericht zu Antibiotika-Resistenzen vor einer Ära ohne Antibiotika gewarnt. Die Ergebnisse der ersten weltweiten Umfrage zu dem Thema bestätigen diese Befürchtungen.
Neben dem zu unbedachten Umgang mit Antibiotika sieht die WHO vor allem ein mangelndes öffentliches Bewusstsein, ein ungenügendes Monitoring des Antibiotika-Verbrauchs und qualitativ minderwertige Arzneimittel in ärmeren Ländern, die keine ausreichende Menge des Wirkstoffs enthalten, als Probleme an. Durch Reisen und internationalen Handel verbreiteten sich die Resistenzen zudem rasch über den ganzen Globus.
Dieses weltweite Bild relativiert auch die Anstrengungen der europäischen Länder. Die stehen vergleichsweise gut da, nicht zuletzt durch ein EU-weites Monitoring von Antibiotika-Resistenzen durch das European Centre for Disease Prevention and Control und die Aufarbeitung in einer öffentlich zugänglichen Datenbank.
Auch in Europa ist das Bewusstsein für einen richtigen Umgang mit Antibiotika allerdings ein Problem: Etwa die Hälfte der Bevölkerung glaubt laut WHO-Umfrage, dass Antibiotika auch gegen Viren helfen.
Parallel zu dem WHO-Report hat die Internationale Vereinigung pharmazeutischer Hersteller und Verbände (IFPMA) ein Strategiepapier zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen vorgelegt. Neben einer Erklärung, wie Resistenzen entstehen, enthält das Papier eine alarmierende Zahl: Zehn Millionen Menschen könnten 2050 pro Jahr an bakteriellen Erkrankungen sterben, wenn sich die Resistenzen ungehindert weiterentwickeln. Aktuell sind pro Jahr 700.000 Todesfälle auf Antibiotika-Resistenzen zurückzuführen.
34 neue Wirkstoffe in der Pipeline Das IFPMA-Papier listet ebenfalls 34 antibakterielle Wirkstoffe auf, die sich aktuell in der Entwicklung befinden. Darunter sind 15 Wirkstoffe gegen so genannte gram-negative Bakterien, bei denen der Bedarf besonders hoch ist. Vier dieser Wirkstoffe befinden sich bereits in Phase III der klinischen Studien und könnten in den kommenden Jahren verfügbar werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte