Resistenzen gegen Antibiotika nehmen weltweit zu. An ihren Folgen sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 700.000 Menschen. Professor Dr. Colin MacKenzie der Uniklinik Düsseldorf hat daher ein Spezialrezept eingeführt, auf dem die entsprechenden Wirkstoffe verordnet werden müssen. Außerdem fordert er einen „Fortbildungsschein“, mit dem Ärzte ihre Kenntnisse nachweisen müssen, wenn sie Wirkstoffe gegen bakterielle Infektionen verschreiben wollen, berichtet RP online.
Nicht alle Ärzte seien gut genug geschult, wenn es um den Einsatz von Antibiotika gehe, sagt MacKenzie, Arzt und Mikrobiologe am Düsseldorfer Universitätsklinikum. Er erlebe immer wieder, dass das Medikament von Kollegen aus Unwissenheit über einen zu langen Zeitraum hinweg verordnet werde. Neben einer besseren Ausbildung im Studium fordert er daher eine kontinuierliche Fortbildung: Mediziner sollten ihr Antibiotika-Wissen mit einem Fachkunde-Schein nachweisen, wenn sie das Arzneimittel verschreiben wollen, so MacKenzie gegenüber RP online.
In der Apotheke der Uniklinik Düsseldorf hat er eingeführt, dass bestimmte Antibiotika nur mit einem Sonderrezept abgegeben werden dürfen, dass ihm zuvor gefaxt wird. MacKenzie erklärt in dem Bericht, dass er daraufhin den verschreibenden Kollegen anrufe und Nachfragen stelle. Das sei zwar anfangs aufwändig und verwirrend gewesen, habe aber einen positiven Effekt, so der Mediziner. Doch bei den niedergelassenen Ärzten sei das Verschreibungsproblem noch größer, denn von ihnen würden die meisten Antibiotikarezepte ausgestellt, sagt MacKenzie.
Hintergrund der Forderung nach einem „Führerschein“ zum Verschreiben von Antibiotika ist die zunehmende Resistenz. Diese resultiert aus teils flächendeckender Verschreibung gegen leichte Krankheiten oder der Verordnung eines nicht zielgenau auf die Erkrankung abgestimmten Antibiotikums. Selten werden diese Fehler bemerkt, doch in der Folge können Bakterien im Körper Resistenzen aufbauen.
Auch die Politik sieht Handlungsbedarf: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) warnte nach dem G7-Gipfel: „Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, bricht eine der tragenden Säulen unserer Gesundheitsversorgung weg.“ Ein sachgerechter Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und der Landwirtschaft sowie verstärkte Anstrengungen in der Forschung seien daher unerlässlich.
Nach dem G7-Gipfel müssten weitere Schritte folgen. „Für Anfang Oktober habe ich die G7-Gesundheitsminister nach Berlin eingeladen, um das weitere Vorgehen im Gesundheitsbereich zu besprechen“, kündigte Gröhe an. Am 8. und 9. Oktober findet das Treffen in Berlin statt.
In der Gipfelerklärung haben die G7-Staaten laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) deutlich gemacht, dass sie starke Partner in der Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen sind und den Globalen Aktionsplan der WHO unterstützen.
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