AvP-Geschädigter fühlt sich nicht ernstgenommen

„Regionaler Bezirksfürst“: BAV blamiert sich vor Apotheker

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Berlin -

Die AvP-Pleite bringt nach wie vor viele Apotheken in existentielle Nöte. Entsprechend groß ist der Bedarf nach Information und Hilfe – nicht zuletzt von den Kammern und Verbänden. Der bayerische Apothekerverband (BAV) lässt dabei offenbar das nötige Fingerspitzengefühl vermissen. Apotheker Ralf Stierstorfer hatte sich mit Bitte um Auskunft an seinen Verband gewandt und wurde erst wochenlang ignoriert, um dann entsetzt zu lesen, dass sich BAV-Vize Josef Kammermeier intern über ihn lustig macht – er hatte vergessen, Stierstorfer aus dem CC zu nehmen.

Insbesondere die Rolle des Nacht- und Notdienstfonds (NNF) im AvP-Insolvenzverfahren hinterlässt bei vielen Apotheken nach wie vor offene Fragen. Und die sind nicht nur interessehalber wichtig, schließlich geht es oft um zehntausende Euro. So auch bei Ralf Stierstorfer: Der Apotheker aus Geiselhöring ist von der AvP-Insolvenz betroffen und hatte sich im November an BAV-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Schneider gewandt, um Fragen zu den NNF-Abrechnungen ab August zu stellen. Eine Antwort erhielt er nicht.

Eine knappe Woche später fragte er nach – und wurde bereits das erste Mal deutlich: „Da ich mittlerweile zum wiederholten Male keine Antwort auf meine Anfragen an den BAV erhalte, bin ich darüber sehr verärgert. Es kann sicherlich einmal passieren, dass eine E-Mail vergessen wird, wenn allerdings immer wieder keine Reaktion auf Anfragen folgt, ist dies sicherlich nicht mehr mit einem Versehen zu entschuldigen und kein vertrauensförderndes Geschäftsgebaren“, schrieb er in einer Mail an Schneider, die APOTHEKE ADHOC vorliegt. „Da es sich bei den Problemen mit der AVP nicht gerade um eine Lappalie handelt, werden Sie sicher verstehen, dass die betroffenen Apotheken auch auf eine hundertprozentige Unterstützung seitens Ihres Verbandes bauen.“

Doch auch darauf erhielt er keine Reaktion – also wendete Stierstorfer sich direkt an die BAV-Führung: Von Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann über seinen Stellvertreter Josef Kammermeier bis hin zu Beisitzerin Barbara Absolon waren der gesamte Vorstand im Verteiler. Und Stierstorfer wurde erneut deutlich: „Ich sehe mich leider gezwungen heute an Sie zu schreiben, da ich von der BAV-Geschäftsführung keine einzige Antwort erhalte“, beschwert er sich. Er sei wie viele bayerische Kollegen von der AvP-Insolvenz betroffen und habe eigentlich auf volle Unterstützung durch den BAV gehofft. „Gerade in der wichtigen AVP-Angelegenheit für die betroffenen Apothekerinnen und Apotheker war und ist meines Erachtens eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem Verband, den wir schließlich auch mit unseren Mitgliedsbeiträgen finanzieren, immens wichtig. Aus diesem Grund werden Sie sicher verstehen, dass durch das Ignorieren der gestellten Anfragen sowie der wiederholten Nachfragen dazu, dieses Vertrauen für mich beschädigt wird.“

Eine sofortige Antwort habe er nicht erwartet – aber dass wochenlang und trotz Nachfrage gar keine Reaktion kam, habe bei ihm und anderen Kollegen den Eindruck erweckt, „dass sich der BAV in Sachen AVP mittlerweile auf das einfache Weiterleiten der Stellungnahmen der beauftragten Rechtsanwälte beschränkt.“ Einen guten Tag später hatte er dann eine Antwort – aber die war nicht an ihn gerichtet. „Wer antwortet denn von uns?“, fragte stattdessen Beisitzer Dr. Fritz Grasberger in die Verteilerrunde und erhielt ein paar Stunden später eine Antwort, die sicher nicht für Stierstorfers Augen gedacht war: „Gefühlt hatten wir die Regel: Der regionale Bezirksfürst“, schrieb Verbandsvize Josef Kammermeier in die Runde – offenbar nicht wissend, dass Stierstorfer mitliest. An Beisitzerin Barabara Absolon richtete er: „Ich weiß, dass ich dir, liebe Barbara damit gewaltig auf die Zehen trete – Seelenmassage kannst du aber bestens. Bekommst auch Voltaren Salbe von mir gegen die blauen Flecke von Ralf.“

Der fand den Seitenhieb gar nicht lustig. „Ich habe das als Frechheit empfunden, noch dazu vom 2. BAV-Vorsitzenden“, sagt er. „Bei manchen Geschädigten geht es um die wirtschaftliche Existenz. Und dann wird man so herablassend behandelt“, sagt er. Es dauerte noch einmal drei Tage, bis Absolon ihm antwortete. Sie fühle sich als niederbayrisches Vorstandsmitglied angesprochen und wolle ihm mit ihrer Mail zeigen, dass seine Anfrage auch ernst genommen werde. Doch das gelang offenbar nicht – vielmehr machte er seiner Wut in der Mail Luft: Angesichts von Kammermeiers Aussage könne er das nicht nachvollziehen. „Da stellt sich für mich schon die Frage, ob er überhaupt verstanden hat, dass manche Kollegen um ihre Existenz bangen und viele andere extreme Verluste zu verkraften haben. Für ihn mag es lustig sein, für uns ist es aber leider bittere Realität“, schreibt er. „Dies bekräftigt leider die vorherrschende Meinung vieler AvP-Betroffener, dass der BAV sie eben nicht zu hundert Prozent unterstützt. Die lästigen Mitglieder mit dem AVP-Problem können dann mit ein bisschen 'Seelenmassage' ruhiggestellt werden. Ich glaube auch nicht, dass eine Packung Voltaren gegen Verluste in Höhe eines durchschnittlichen Jahresgewinnes hilft.“

Kammermeier habe er bereits zuvor aus dem Verteiler genommen – er habe kein Interesse mehr an einem Austausch mit ihm, sagt Stierstorfer. Der Gescholtene wiederum weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück. „Das hat er ganz verkehrt verstanden. Ich wollte Frau Absolon darauf vorbereiten, dass manche Gespräche etwas schwieriger werden“, sagt Kammermeier. Dass seine Anfragen zuvor lange nicht beantwortet wurden, tue ihm leid, aber es habe sich dabei wohl um ein technisches Problem gehandelt. Seine Äußerung gegenüber dem BAV-Vorstand solle man nicht überbewerten, dass der Vorgang jetzt noch ein Thema sei, bringe ihn zum Schmunzeln – jedoch ausschließlich das, nicht Stiertorfers Situation, stellt er sofort klar.

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