„Eine historisch verankerte Apotheke reicht nicht“ Maria Hendrischke, 17.01.2016 13:38 Uhr
Eine Regensburger Apothekenära geht zu Ende: Die Mohren-Apotheke schloss 2015 – kurz vor ihrem 500. Geburtstag. Die Apotheke mit der langen Tradition musste sich dem wirtschaftlichen Druck beugen.
Josef Kammermeier, Inhaber der Regensburger Stadtpark-Apotheke und Sprecher der städtischen Apothekerschaft, nennt die Mohren-Apotheke eine „Institution“. Erstmals erwähnt wurde sie 1517 als zweite Apotheke in der Stadt überhaupt. Damals hieß sie noch Apotheke am Markt, den Namen „Mohren-Apotheke“ trug sie seit 1649. In den 1920er Jahren wurde sie vom damaligen Inhaber, Ludwig Fischer, im Stil des Art déco umgebaut.
Die gut erhaltene, historische Dekoration mit altem Apothekeninventar und der namensgebenden Mohrenfigur im HV-Bereich machten die Apotheke zu etwas Besonderem. Zudem hatte die Offizin zusammen mit dem gegenüberliegenden Kloster der Karmelitenkirche St. Joseph einen Melissenschnaps produziert; den Echten Regensburger Karmelitergeist. Und der ehemalige Inhaber, Gerhard Brunn, war in der Stadt als Pilzexperte bekannt.
Einige Umstände kamen zuletzt zusammen, die der traditionsreichen Apotheke schließlich zum Verhängnis wurden. „Die Rahmenbedingungen waren schwierig“, versucht Kammermeier zu erklären. Wie in vielen Orten seien die Ärzte an den Stadtrand in Gesundheitshäuser gezogen. Diese strukturelle Veränderung hätten die Mohren-Apotheke getroffen, die in der Innenstadt gelegen habe, sagt Kammermeier. Auch die Laufkundschaft habe abgenommen. „Das wird sich in den Umsätzen niedergeschlagen haben.“
Der Regensburger Karmelitergeist verlor wegen neuer EU-Richtlinien seine Zulassung als Arzneimittel. Weder der Apotheke noch dem Kloster gelang es, eine neue Konzession zu bekommen. Dann verstarb Gerhard Brunn im vergangenen Sommer. Seine Tochter Sabine, ebenfalls Apothekerin, führte die Mohren-Apotheke bis zu ihrem letzten Sonntagsnotdienst am 15. November.
Noch ist die Einrichtung in der Apotheke verblieben. Doch einzelne Stücke sollen im Haus der bayerischen Geschichte untergebracht werden, darunter auch die Mohren-Figur. Das Museum befindet sich noch im Bau. Es wird nur 100 Meter von der ehemaligen Apotheke entfernt stehen.
Kammermeier bedauert das Aus der Apotheke. „Historisch betrachtet ist die Schließung ein großer Verlust“, sagt er. „Für die Versorgungsstruktur der Stadt jedoch nicht.“ Zwar habe nicht nur die Mohren-Apotheke aufgeben müssen; die ebenfalls historische Emmerams-Apotheke schloss bereits im März 2013. Dennoch sei die Apothekenanzahl in Regensburg konstant geblieben. „Es gibt auch Neueröffnungen, aber eben vor allem dort, wo sich Ärzte niederlassen, oder mit moderneren Konzepten“, sagt Kammermeier. „Eine historisch verankerte Apotheke allein reicht nicht mehr aus.“