Nachhaltigkeit wird auch in Apotheken ein immer wichtigeres Thema. Die Charly-Apotheke in Gronau ist eine der Refill-Stationen in Deutschland: Kunden und Nicht-Kunden können mit ihrer Trinkflasche in die Apotheke kommen und sie kostenlos mit Leitungswasser füllen lassen – ein Projekt mit Potenzial, findet Inhaber Felix Wiegert.
Das Konzept von Refill ist einfach: Einzelhandelsgeschäfte können sich kostenfrei online in das Register eintragen und Refill-Station werden. In diesen Läden wird dann auf Wunsch kostenlos Leitungswasser in ein mitgebrachtes Gefäß abgefüllt. Dadurch soll Plastikmüll reduziert und ein Teil zum Umweltschutz geleistet werden. Alle Läden mit einem Wasserhahn und klaren Öffnungszeiten können daher Refill Station werden. Bereits im März 2017 ist das Projekt gestartet, mittlerweile gibt es zahlreiche Stationen – eine von ihnen ist die Charly-Apotheke in Gronau.
„In Gronau und auch im Umkreis von zehn Kilometern sind wir die einzige Station“ erklärt Wiegert. „Ich glaube wir sind eine von ganz wenigen Apotheken, die das anbieten.“ Seit Spätsommer letzten Jahres ist die Charly-Apotheke dabei. Wiegert selbst ist in den sozialen Medien auf das Angebot gestoßen und hat sich mit seinem Team dazu entschieden, kostenloses Trinkwasser anzubieten, sowohl für Kunden wie auch für Nicht-Kunden. „Man kann mit kleinen Dingen, die keinem wehtun, etwas Gutes tun“, meint Wiegert.
Im Fokus von Refill steht die Nachhaltigkeit – und diese spielt auch in der Apotheke eine große Rolle. Zu den Refill-Stationen zu gehören ist nur ein Baustein im Nachhaltigkeitskonzept der Charly-Apotheke. „So können wir als Apotheke einen kleinen Beitrag leisten, weniger Plastikmüll zu produzieren.“ Wiegert macht vor allem online auf die Möglichkeit aufmerksam: Auf der Facebookseite und bei Instagram wird die Refill-Station vorgestellt – außerdem ist die Apotheke als Anbieter auf der Website des Projektes gelistet. Neben dem Eintrag besteht zusätzlich die Möglichkeit einen Aufkleber als Hinweis im Schaufenster oder auf der Türe anzubringen.
Bisher wurde das Angebot zwar schon von einigen Menschen genutzt, insgesamt sei das Projekt im relativ kleinen Gronau jedoch noch nicht angekommen. Vor allem in größeren Städten ist der Trend bereits bekannt und verbreiteter. Außerdem spiele die Jahreszeit eine wichtige Rolle, findet Wiegert: Denn das Auffüllen von Trinkwasser sei ein klares „Sommerthema“. Daher sei das Angebot bisher nicht sehr häufig genutzt worden. „Wir haben ja erst relativ spät im Sommer gestartet“, erklärt Wiegert. Der Apotheker ist gespannt, ob im nächsten Sommer mehr Menschen das Angebot nutzen. Bis dahin habe das Projekt vermutlich auch noch generell an Bekanntheit gewonnen.
„Es ist schön mit kleinen Dingen helfen zu können“, sagt Wiegert. Ohne großen Aufwand oder wesentliche Mehrkosten könne so ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden. Außerdem habe die Apotheke eigentlich nur Vorteile: „Man tut etwas Gutes, bietet Kunden etwas Positives an und macht auf sich aufmerksam“, fasst Wiegert zusammen. Nachteile kann der Apotheker keine erkennen. „Man zahlt ja nichts dafür.“ .Außerdem gehöre das Glas Wasser für eine Tabletteneinnahme vor Ort ja ebenso zur Beratungsleistung dazu. Statt einem Glas eine Flasche zu füllen sei schließlich kein großer Unterschied. „Und finanziell ist das keine spürbare Belastung, es kostet ja nicht die Welt.“
Zudem sei es natürlich ein Marketingbaustein, der das Image der Apotheke nach außen trage. „Es kann schon ein gutes Marketing-Tool sein“, meint Wiegert. Vor allem für Apotheken in Fußgängerzonen oder Lauflagen könne er sich einen Mehrwert gut vorstellen. Besonders in den warmen Sommermonaten könnte das Angebot in Zukunft stärker genutzt werden. Neben der Refill-Station engagiert die Apotheke sich auch in anderen Punkten für das Thema Nachhaltigkeit. Bereits vor einiger Zeit wurde komplett auf Papiertüten umgestellt, bald soll jedoch zusätzlich ein Punktesystem in der Apotheke eingeführt werden: Kunden, die ihre Tüte wiederverwenden, werden somit belohnt. „Papier ist zwar besser als Plastik, noch besser ist es jedoch, wenn die Tüte dennoch wiederverwendet wird“, erklärt Wiegert.
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