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Razzia wegen Abrechnungsbetrug dpa, 09.06.2010 11:37 Uhr

Berlin - 

In einer Großrazzia hat die Polizei wegen Betrugsverdachts drei Berliner Krankenhäuser und 22 Privatwohnungen durchsucht. Es geht um den Vorwurf überflüssiger ärztlicher Behandlungen und gefälschter Abrechnungen. Betroffen sind nach Polizeiangaben medizinische Versorgungszentren in drei Krankenhäusern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in den Stadtteilen Wedding, Charlottenburg und Köpenick sowie eine Privatklinik.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Kliniken „banden- und gewerbsmäßigen ärztlichen Abrechnungsbetrug“ vor. Verhaftet wurden die beiden Geschäftsführer der DRK-Gesellschaft und der Chefarzt der Radiologie im Krankenhaus Mitte. Laut Staatsanwaltschaft sollen in den Kliniken seit 2005 Assistenzärzte für medizinische Behandlungen eingesetzt worden sein, die dann auf Weisung der Geschäftsführer als Facharzt-Behandlungen abgerechnet wurden. Die Assistenzärzte seien für die „ärztlichen Spezialleistungen“ nicht qualifiziert und nicht zugelassen gewesen.

Außerdem ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Körperverletzung: Die Assistenzärzte sollen „körperliche Eingriffe“ in der Radiologie vorgenommen haben, obwohl sie dafür noch nicht ausreichend ausgebildet waren und es keine fachliche Aufsicht gab. Zudem soll es doppelte Untersuchungen gegeben haben, die medizinisch nicht nötig waren, aber abgerechnet wurden.

150 Polizisten und drei Staatsanwälte hatten den Firmensitz der DRK-Kliniken, die drei DRK-Krankenhäuser, ambulante Behandlungszentren sowie eine Privatklinik und 18 Wohnungen in Berlin und 4 außerhalb der Hauptstadt durchsucht.

Die DRK Kliniken Berlin sind nach eigenen Angaben ein gemeinnütziger Verbund mit fünf Krankenhäusern und einem Pflegeheim. 3500 Mitarbeiter sind für 200.000 Patienten im Jahr zuständig. Die Kliniken gehören rechtlich zur DRK-Schwesternschaft Berlin, einem Mitgliedsverband des DRK. Das Berliner Rote Kreuz wies am Mittwoch darauf hin, dass die Kliniken nicht zu ihrer Organisation gehören.