Sterbehilfe

Razzia bei Ex-Senator Kusch dpa/APOTHEKE ADHOC, 29.11.2008 16:54 Uhr

Hamburg - 

Nach der Sterbehilfe für vier Menschen hat die Staatsanwaltschaft Hamburg Büro und Wohnungen des früheren Hamburger Justizsenators Roger Kusch durchsucht. "Wir ermitteln wegen des Anfangsverdachts eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz", sagte Staatsanwalt Wilhelm Möllers am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Behörde prüfe, ob Kusch verschreibungspflichtige Medikamente weitergegeben habe. Die Ermittler hätten "einiges Beweismaterial" beschlagnahmt. Die Auswertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Beamten nahmen Kuschs Hamburger Wohnung und Anwalts-Büro - zugleich Sitz seines Vereins "Dr. Roger Kusch Sterbehilfe" - sowie eine Nebenwohnung in seiner früheren Heimat Stuttgart unter die Lupe. Die Räume seien bereits am Donnerstagnachmittag durchsucht worden, sagte Möllers. "Herr Kusch war anwesend und kooperativ."

Ausgangspunkt der Ermittlungen war der Tod einer 84 Jahre alten Rentnerin in Hamburg Ende September. Der Ex-CDU-Politiker hatte die lebensmüde Frau nach eigenen Angaben beim Selbstmord unterstützt. Rein äußerlich sei die Tote "völlig unversehrt" gewesen, sagte Möllers. Die Rechtsmediziner hätten bei ihr aber eine hohe Dosis eines verschreibungspflichtigen Malaria-Medikaments entdeckt: "Sie ist aufgrund einer Überdosis dieses Mittels zu Tode gekommen. Sie selbst hatte aber aus unserer Sicht keine Veranlassung, sich ein Malaria-Medikament zu besorgen."

Bereits im Juni hatte Kusch nach eigener Aussage einer 79 Jahre alten Frau aus Würzburg Sterbehilfe geleistet und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Rentnerin hatte Kusch zufolge ein Malaria-Medikament und ein Beruhigungsmittel eingenommen. Die Ermittlungsbehörde hatte den Tod der Frau nach deren Obduktion als normalen Suizid ohne Fremdbeteiligung eingestuft.