Es liegt in der Natur der Sache, dass Gesundheitsversorgung in der Apotheke groß geschrieben wird. Umso verwerflicher ist die Tat, die zwei Verbrecher an der Westküste der USA vor wenigen Tagen begangen haben: Sie täuschten eine Herzattacke vor, um eine Apotheke auszurauben.
Tatort war eine Filiale der Apothekenkette CVS in der 60.000-Einwohner-Stadt Malden, wenige Kilometer nördlich von Boston, Massachusetts. Am Sonntagnachmittag betraten dort der 30-jährige Jesse Meharg und der 31-jährige Vyacheslav Phinney die Offizin. Plötzlich hatte Meharg starke Schmerzen in der Brust – behauptete er zumindest. Denn mit einer vorgetäuschten Herzattacke versuchte er, Aufmerksamkeit zu erregen und vom eigentlichen Geschehen abzulenken.
Sein Komplize Phinney nutzte unterdessen den Moment, um über den HV zu springen. Dort griff er mit beiden Händen in die Kasse und nahm so viele Geldscheine heraus, wie zwischen seine Finger passten. Mit der Beute versuchten sie aus der Offizin zu rennen.
Doch wohl für beide unerwartet zeigte ein Kunde im Eingangsbereich Zivilcourage und stellte sich ihnen in den Weg. Was folgte, war eine kurze, aber heftige Rangelei, inklusive Tritten und Faustschlägen. Die Beute verteilte sich unterdessen als Geldregen auf dem Fußboden im Eingangsbereich. Während der namentlich nicht genannte Alltagsheld einem der Männer fast das Sweatshirt vom Leib riss – bis über den Kopf hatte er es schon – ist Meharg sichtlich bemüht, schnell das Geld wieder vom Boden einzusammeln, um dann die Flucht zu ergreifen.
Noch am Sonntag veröffentlichte das Police Department von Malden einen Fahndungsaufruf, in dem es in einem für deutsche Verhältnisse süffisanten Ton über den Vorgang aufklärte. Unter dem Titel „Acting gone bad“ beschrieb die Behörde nicht nur die beiden Täter, sondern auch, dass sie sie ausfindig machen wolle, „um sicherzustellen, dass die Herzprobleme von medizinischem Fachpersonal untersucht werden“.
Außerdem weisen die Gesetzeshüter auf einen entscheidenden Fehler der Räuber hin: „Zum Schluss noch eine gute Nachricht. Der Typ, der eine Wollmütze getragen hat, hat sie zurückgelassen, als er geflohen ist“, heißt es. „Ich bin mir sicher, wenn die Hilfe der Öffentlichkeit nicht zu deiner Identifizierung führt, wird es mit Sicherheit die Mütze, die du da gelassen hast“, sprechen die Beamten Meharg direkt an.
Denn während dieser eifrig damit beschäftigt war, möglichst schnell das Geld vom Boden aufzusammeln, war ihm offensichtlich entgangen, dass ihm dabei die Mütze vom Kopf fiel. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis beide Täter identifiziert wurden. Und schon am Dienstag gelang es der Polizei, Phinney zu verhaften. Meharg hingegen ist trotz Herzproblemen weiter auf der Flucht.
APOTHEKE ADHOC Debatte