Apotheker: skrupellos, kriminell, abhängig Alexander Müller, 25.07.2016 12:04 Uhr
Das war gutes Timing: Während die Apotheker versuchen, die Zytostatika-Ausschreibungen der Krankenkassen zu stoppen, sendet das ARD einen Tatort mit einem kriminellen Apotheker, der bei der Herstellung von Sterilrezepturen betrügt – und mordet. Ein Lehrstück über Apotheker in den Medien.
Vorab: Der Tatort war alt, die Ausstrahlung eine Wiederholung. Im April 2014 wurde der Streifen gedreht, zum ersten Mal gesendet wurde er im Herbst desselben Jahres. Weil im Sommer traditionell keine neuen Folgen der beliebten Krimiserie erscheinen, wurde „Mord ist die Beste Medizin“ aus dem Archiv geholt. Trotzdem sahen rund 7,5 Millionen Zuschauer gestern den Münsteraner Tatort.
Weil Drehbuchautoren gern mit Klischees spielen, entsprechen auch Apotheker im Tatort oft den gängigen Vorstellungen über den Berufsstand. Wenn viele Zuschauer gestern ihr Bild bestätigt sahen, sollten sich die Apotheker allerdings Sorgen machen. Ein paar Dinge, die auffielen:
Apotheker müssen alles selbst erledigen
Opfer und Täter sind im Tatort beide Apotheker, genauer gesagt: Klinikapotheker. Zunächst wird dem Pharmazeuten Andreas Hölzenbein im Botanischen Garten mit einer Spritze eine lebensbedrohliche Injektion verabreicht. Er überlebt zunächst, wird dann aber in der Klinik doch noch um die Ecke gebracht – vom Leiter der Klinikapotheke, Apotheker Dr. Knapp (Christian Beermann).
Apotheker sind Giftmischer
Dr. Knapp bringt nicht nur seinen Kollegen um. Später tötet er auch eine Ärztin, die ihm auf die Schliche kommt, mit einer Insulininjektion. Zuvor betäubt er sie mit K.O.-Tropfen. Dem Pathologen Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) mischt er Tabletten in seinen Wochenblister, um bei diesem eine retrograde Amnesie auszulösen. Beim Versuch eine weitere Zeugen – ein kleines Mädchen noch dazu – zu vergiften, wird der Apotheker gestellt. Der Eindruck: Ständig hat er kleine Ampullen, Tabletten und Spritzen in der Jackentasche, um seine Opfer aus dem Weg zu räumen. Vielleicht kommen Apotheker bei Beliebtheitsumfragen nur deshalb so gut weg, weil die Bevölkerung insgeheim Angst vor ihnen hat.
Apotheker sind kriminell
In der Klinik-Apotheke werden individuelle Krebsmedikamente hergestellt. Im Fokus steht ein neues Medikament mit dem gut gewählten Fantasienamen „Zytarix“. Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) wundert sich über den Preis: „25.000 Euro für einen Schnaps?!“ Natürlich wird damit betrogen: Das Mittel wird in viel zu geringer Konzentration verabreicht, die Klinik macht damit riesige Gewinne. Die allen Beteiligten zunächst naheliegende Erklärung, dass das Mittel im einzigen Herstellungswerk in Indien gefälscht wird, erweist sich als falsch.
Großhändler sind kriminell
Ein einziger Großhändler hält alle Bestände und ist an dem lukrativen Betrug beteiligt. Der Unternehmenschef kommt nachts zur Klinikapotheke, setzt Dr. Knapp unter Druck und erpresst ihn. Er erinnert den Apotheker auch daran, dass dieser für jede Abgabe persönlich haftet.
Apotheker sind ihre besten Kunden
Dr. Knapp ist erpressbar, weil er selbst betäubungsmittelabhängig ist. Unter anderem nimmt er Amphetamine, um seinen ganzen düsteren Machenschaften nachkommen zu können.
Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichen Druck
Beteiligt ist auch die Geschäftsführerin der Klinik, Stephanie Harris (Anne Böger). Sie hat die Zahlen des Krankenhauses auf Vordermann gebracht und soll dafür jetzt in den Vorstand der Sanus-Kliniken berufen werden. Die Gewinne wirft natürlich die Apotheke ab – wegen der verdünnten Krebsmedikamente. Sie wird festgenommen.
Die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker kann tödlich sein
Die Klinikärztin Dr. Susanne Süßmilch hegt Verdacht gegen Klinikapotheker Dr. Knapp. Sie schickt eine Probe des Medikaments an Hölzenbein, den Klinikapotheker in einem benachbarten Krankenhaus. Dieser beweist, dass das Mittel gestreckt wurde. Beide müssen sterben.