Schräg oder quer zur Straße – im nordrhein-westfälischen Radevormwald wird übers Parken gestritten. Mittendrin sind zwei Apotheken in der Innenstadt, die von der Neuregelung betroffen sind. Während der eine Apotheker meint, durch die neue Parkplatzsituation Kunden zu verlieren, sieht der andere Vorteile für Patienten mit Rollatoren.
Seit 2013 ist das Parken in der Kaiserstraße in der Innenstadt von Radevormwald neu geregelt. Ziel war es, die Straße aufzuwerten. Bisher parkten die Autos schräg zur Straße. Diese Anordnung wurde kritisiert, weil die beiden Straßenseiten dadurch optisch stark voneinander getrennt waren und Fußgänger nicht gut durchkamen.
Stattdessen setzten die Stadtentwickler auf das sogenannte „integrierte Blockparken“. Dabei stehen die Autos in Einer- oder Zweierreihe parallel zur Straße. Die Parkplätze sollten in begrünte Parkinseln aufgelöst werden. Die Entwickler versprachen sich von der Neuerung einen „aufgeräumten, übersichtlichen Gesamteindruck des Straßenraums“ und eine „hohe Bewegungsfreiheit für Fußgänger“.
Dieses Ziel wurde womöglich sogar erreicht: Klaus Henner Geißler, Inhaber der Löwen-Apotheke am Westende der Kaiserstraße, findet die neue Parkplatzsituation „wunderbar“. „Menschen mit Rollator beispielsweise konnten früher gar nicht durch die parkenden Autos durchkommen.“ Für sie hat sich die Situation aus seiner Sicht verbessert. „Man muss nicht nur an die Autofahrer denken, sondern auch an Kunden mit Rollator.“
Apotheker Dr. Ralph Bültmann, der die 100 Meter entfernte Bergische Apotheke leitet, sieht besonders für die Autofahrer Probleme: „In die Parkplätze außen kann man noch problemlos einfahren, und auch den hinten links erreicht man noch irgendwie. Um auf den Parkplatz hinten rechts zu gelangen, muss man sich aber rückwärts durch die anderen Autos schlängeln.“
Für junge Menschen sei das vielleicht noch möglich, für Ältere – seine Kundschaft – aber schwierig. Schließlich müsse man den Hals ziemlich verdrehen und eine relativ lange Strecke rückwärts fahren. „Ich habe oft erlebt, dass Autofahrer den Parkplatz erreicht und gesehen haben, dass nur noch der Parkplatz hinten rechts frei ist – und weitergefahren sind“, berichtet Bültmann.
Zusammen mit anderen Einzelhändlern hat sich der Apotheker an die CDU, die das Projekt zusammen mit SPD durchgewinkt hatte, gewandt und sich über die Parksituation beschwert. Die Stadt prüfte die Kritik und kam zu dem Ergebnis, dass es keine Probleme gebe. Das versteht Bültmann nicht: „Die Kunden finden das ausnahmslos schlecht. Ich habe noch niemanden gesprochen, der mit der Neuerung zufrieden ist“, so der Apotheker.
Bültmann befürchtet, durch die neue Parkplatzregelung Kunden verloren zu haben. „Das lässt sich aber schwer sagen, es gab auch lange eine Baustelle vor der Tür, und jetzt ist da schon wieder eine.“ Auch optisch findet er das Blockparken nicht sonderlich gelungen. Die unterschiedlichen Bereiche – Gehweg, Fahr- und Parkbereich – sind durch unterschiedliche Pflasterarten gekennzeichnet und durch dunkle Streifen getrennt. Die Einzelhändler vor Ort monieren, dass die verschiedenen Grauschattierungen nur schwer zu unterscheiden seien.
Ändern wird sich aber wohl nichts mehr, damit hat sich auch Bültmann abgefunden. Mit seiner Kritik hält er trotzdem nicht hinterm Berg. „Schließlich ist die Parkplatzsituation das Schlüsselthema bei der Standortwahl“, betont er.
Sein Kollege Geißler hat sich inzwischen arrangiert. „Ich bin sehr zufrieden mit der Neuerung“, sagt er. Auch die Lieferung von Arzneimitteln ist aus seiner Sicht leichter geworden: „Der Lieferwagen passt zwischen die parkenden Autos und ist in zwei Minuten wieder weg.“
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