Rabattverträge und Lieferengpässe für Anfänger APOTHEKE ADHOC, 23.01.2018 14:51 Uhr
Was ein Rabattvertrag ist oder warum es bei Medikamenten schon mal zu Lieferengpässen kommt, erklärte die Landesschau Rheinland-Pfalz in einem Fünf-Minuten-Beitrag. In der SWR-Sendung kamen auch zwei Mainzer Apotheker zu Wort.
„Sein Rezept in der Apotheke einlösen kann eine spannende Sache sein, denn nicht immer nimmt man das auf dem Rezept vermerkte Medikament mit“, so die Anmoderation. Seit gut zehn Jahren höre man aus dem Mund des Pharmazeuten seiner Wahl immer wieder den Satz: „Das Präparat können wir Ihnen leider nicht mitgeben.“
Anschaulich wie bei einer Sendung mit der Maus für Erwachsene erklärt das Magazin mithilfe von Claudia Früh aus der Mainzer Apotheke in der Med, woran das liegt. Bei einem Großteil der Medikamente greifen die Rabattverträge der Krankenkassen, die günstigere Generika bevorzugen. „Der Patient muss sich immer wieder auf neue Hersteller einstellen, was natürlich auch eine Verunsicherung und eine Verärgerung für den Patienten bedeutet“, so Früh.
Die Verfügbarkeit der Medikamente werde aber durch Lieferengpässe beeinträchtigt. Im vergangenen Jahr seien davon vor allem Blutdrucksenker, Schilddrüsenpräparate, Asthmamittel, aber auch Erkältungsprodukte betroffen gewesen. Das liege daran, dass alle Arzneimittelstoffe mittlerweile in Fernost produziert würden. „Wenn die Qualitätsstandards nicht eingehalten, wird es in der deutschen Apotheke knapp“, so die Redakteure.
Lange Lieferwege könnten von politischen Turbulenzen beeinträchtigt sein, außerdem würde nur „just in time“ produziert, es gebe nur wenige Vorräte. Manche Arzneimittel dürfe man nur in ganz geringer Stückzahl beim Hersteller selbst ordern. „Zum Teil müssen wir kreativ werden, um den Patienten zu versorgen“, so Früh. „Meistens finden wir eine Lösung, indem wir einen anderen Hersteller, eine andere Stärke wählen oder mit dem Arzt besprechen, was in diesem Fall zu tun ist.“
Dr. Peter Obitz, Chefkrankenhausapotheker im Katholischen Klinikum Mainz, muss seit einem Jahr PIPeralicin/TAZobactam, ein beliebtes Antibiotikum bei Lungenentzündungen, ersetzen. Seit einem Unfall beim weltweit einzigen Herstellungsbetrieb in China gibt es einen Produktionsstillstand.
Obitz wich auf ein Ersatzprodukt eines anderen Herstellers in genau gleicher Zusammensetzung aus, dann auf ein Produkt mit halber Wirkstärke. Seit auch dieses Produkt nicht mehr erhältlich ist, kauft er die Wirkstoffe einzeln ein und mischt sie selbst. In diesem speziellen Fall erlaubt das Bundesamt für Arzneimittel vier mal so teure Reimporte aus dem Ausland.