Psychologie

Alpträume umerzählen dpa, 18.02.2013 12:02 Uhr

Berlin - 

Wer unter wiederkehrenden Alpträumen leidet, kann seinem Gehirn mit einer einfachen Methode ein Schnippchen schlagen – das glauben Psychologen der Frankfurter Goethe-Universität. Sie bringen Patienten bei, wie sie „ihren Alptraum neu schreiben“, erklärte Psychologin Charlotte Weßlau.

Rund 5 Prozent der Bevölkerung leiden an chronischen Alpträumen. Sie träumen mindestens sechs Monate lang mindestens einmal die Woche so schlecht, dass sie davon aufwachen und körperliche Folgen spüren: Herzklopfen, Zittern, Übelkeit.

„Häufig ist das eigene Leben oder das Leben nahestehender Personen bedroht. Man hat das Gefühl, ausgeliefert zu sein und sich nicht wehren zu können“, schildert Weßlau typische Träume ihrer Patienten. Oft glaube ein Betroffener auch, sich extrem zu blamieren.

Alpträume können variieren oder sich allnächtlich wiederholen. Ausgelöst werden sie zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse, eine psychische Krankheit, aber auch extremen Stress. Wieso der eine mit Alpträumen reagiert und der andere nicht, ist Weßlau zufolge kaum erforscht. Eine Hypothese ist, dass die Betroffenen dazu neigen, negative Gefühle zu unterdrücken. „Je mehr ich etwas Unangenehmes unterdrücke, desto stärker kommt es hoch“ – notfalls im Traum.

Die Verhaltenstherapieambulanz der Frankfurter Universität vergleicht derzeit zwei Therapieansätze: Konfrontation und Umdeutung. 40 Patienten haben bislang an der Studie teilgenommen. Alles deute bisher darauf hin, dass der zweite Behandlungsansatz besonders schnell zu guten Ergebnissen führe, sagt die Psychologin. „Wie das geht, lernen die Patienten in einer einzigen Sitzung.“

„Der negative Inhalt des Traums wird in der Vorstellung positiv umgeschrieben“, erklärt Weßlau. Die Patienten müssten den Traum aufschreiben und dann so verändern, dass er nicht mehr belastend ist. Sie müssen die zweite Geschichte täglich „imaginieren“ und so lange „neue Gedächtnispfade einüben“, bis das Gehirn die neue Version automatisch abspule.

In der Vergleichsgruppe werden die Patienten bewusst mit den belastenden Inhalten konfrontiert. Sie müssen sich so lange damit auseinandersetzen, bis die Angst – quasi durch Gewöhnung – nachlässt.