Wenn es um unsere Gesundheit geht, verhalten wir uns nach Einschätzung von Psychologen nicht vernünftig. „Unser Gesundheitsverhalten ist nur zu einem relativ geringen Teil rational beeinflusst“, sagt Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst, Leiterin des Fachbereiches Gesundheitspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen.
„Die meisten Menschen überlegen sich nicht: Ich möchte mal fünf Jahre länger leben und deswegen fange ich mit Mitte 20 schon mal an zu joggen und mich gesund zu ernähren.“ Und wenn doch, seien sie nur selten konsequent. „Es fällt den meisten sehr schwer, eine Belohnung, die wir sofort haben können, aufzuschieben für ein Ziel, das in weiter Zukunft liegt.“ Es habe nur selten Erfolg, einem 15-Jährigen zu erzählen, er soll nicht rauchen, weil er dann mit 65 stirbt.
Die meisten Menschen fingen erst an, ihre Lebensweise zu ändern, wenn Gleichaltrige sterben oder wenn sie selbst krank werden. „Man ist eher geneigt, etwas für seine Gesundheit zu tun, wenn die Einschläge näher kommen“, sagt Scharnhorst. „Für langfristiges Denken sind wir psychologisch nicht gestrickt.“
„Dazu kommt, dass Gesundheitsverhalten sehr trendabhängig ist“, sagt Scharnhorst. Blutgruppendiät, makrobiotische Ernährung, vegane Lebensweise – „das ist alles nicht wirklich rational zu erklären, das sind Moden.“ Das durchschnittliche Sterbealter ist in den vergangenen zehn Jahren um fast zwei Jahre gestiegen. 2014 endete das Leben der Menschen in Deutschland im Durchschnitt mit 78,1 Jahren.
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