Schmerzmittel, Stimulanzien, Antidepressiva: Der Internationale Suchtstoff-Kontrollrat (INCB) der Vereinten Nationen warnt in seinem aktuellen Jahresbericht vor der wachsenden Gefahr, die von illegalen Online-Versandhändlern ausgeht. Die meist außerhalb Europas angesiedelten Webangebote setzen verstärkt auf die Wirkung von Social-Media-Kanälen: Potentielle Kunden werden bevorzugt über Facebook und YouTube geködert.
Soziale Netzwerke bieten den illegalen Händlern eine ideale Plattform, um gezielt Käufer anzusprechen. „Bei Facebook, Youtube oder in Foren und Message Boards werden Links platziert, die auf die Seiten der illegalen Netzapotheken führen. Das lässt sich gar nicht kontrollieren“, bestätigt eine Sprecherin des INCB. Sie sieht die Internetkonzerne in der Pflicht: „Solange es keine Beschwerden von offizieller Seite gibt, haben die betroffenen Unternehmen keinen Anlass tätig zu werden. Immerhin bedeutet die flächendeckende Kontrolle einen erheblichen administrativen und finanziellen Aufwand.“
Der INCB sieht zudem ein generelles Kontrollproblem: Die Überwachung solcher Angebote sei schwierig, weil sich die meisten illegalen Versandhändler außerhalb der EU-Grenzen befänden: „Eine illegale Apotheken-Website kann in Kambodscha oder im Kongo registriert sein, die Bestellung erfolgt in Deutschland und die angeforderten Medikamente, werden in Asien hergestellt und verschickt", so die Sprecherin. „Wir brauchen eine engere Kooperation der beteiligten Länder.“
Das UN-Kontrollgremium warnt in seinem aktuellen Bericht auch vor einer Zunahme beim illegalen Handel mit oxycodonhaltigen Schmerzmitteln und Sedativa wie Midazolam. Zudem würden Stimulanzien stärker nachgefragt, beispielsweise über die Bestellung von ephedrinhaltigen Appetitzüglern. Gleichzeitig bewege sich der Versand von Steroiden und Antidepressiva weiterhin auf hohem Niveau.
Die Qualität der angeforderten Mittel sei meist zweifelhaft. „Die Konsumenten wissen in den meisten Fällen gar nicht, was sie einnehmen. Der Anteil von gefährlichen Nachahmungen liegt bei über 50 Prozent“, sagt die INCB-Sprecherin.
Die Fälscher haben es leicht. Meist versenden sie ihre Produkte einfach auf dem Postweg. Der INCB fordert daher ein engmaschigeres Kontrollnetz. Das lasse sich mit den derzeit vorhandenen Mitteln jedoch kaum realisieren. „Die einzelnen Staaten haben gar nicht die personellen Ressourcen, um sämtliche Postsendungen ordentlich zu kontrollieren“, räumt die Sprecherin ein.
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