Krankenhausbehandlung

Prozess um Klinik-Skandal vertagt dpa, 17.09.2009 12:17 Uhr

Düsseldorf - 

Der Prozess um einen der größten Krankenhaus-Skandale in Deutschland ist in Mönchengladbach nach wenigen Minuten vertagt worden. Der Verteidiger stellte einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter und eine Beisitzerin, weil diese einen Haftbefehl gegen den angeklagten Chefarzt erlassen hatten. Nun muss eine andere Kammer des Gerichts über den Antrag entscheiden. Dem ehemaligen Chef der Klinik im niederrheinischen Wegberg werden sieben Todesfälle und mehr als 60 Körperverletzungen an Patienten vorgeworfen.

Aus Kostengründen soll Patienten in der Klinik Zitronensaft in offene Wunden geträufelt worden sein, um teure Desinfektionsmittel zu sparen. Auch bei Blutkonserven und teuren Medikamenten sei auf Kosten der Patienten gespart worden. Auf der anderen Seite sollen Patienten ohne Not unter das Skalpell gekommen und ohne Darmteile, Gallenblasen, Nieren und Brustfelle wieder aufgewacht sein.

Der Hauptangeklagte war Besitzer, Chefarzt und ärztlicher Direktor in einer Person. Am 1. Januar 2006 hatte der Arzt das kleine St. Antonius-Krankenhaus von der Kommune Wegberg gekauft, als es vor der Insolvenz stand. Das Krankenhaus hatte knapp 100 Betten und beschäftigte rund ein Dutzend Ärzte. Der Hauptangeklagte soll nur 26.000 Euro für die Klinik bezahlt haben.

Nach mehreren Monaten Untersuchungshaft ist der Hauptangeklagte derzeit auf freiem Fuß; er ist immer noch Geschäftsführer der Klinik, nur die ärztliche Zulassung ist ihm bereits entzogen worden. Mindestens einer der fünf anderen angeklagten Ärzte praktiziert auch noch in dem Krankenhaus.