Der Mangel an dringend notwendiger Schutzausrüstung macht nicht nur Apothekenmitarbeitern zu schaffen. Auch die Hausärzte stehen in direktem Kontakt mit Menschen und leiden dementsprechend unter der Knappheit von Mundschutz & Co. – deshalb wurde von ihnen nun eine Aktion der besonderen Art gestartet: Die Ärzte zeigen sich nackt in ihren Praxen und wollen so auf die vorherrschenden Zustände aufmerksam machen.
Die Protestaktion mit dem Namen „Blanke Bedenken“ wird von Ärzten und Ärztinnen aus ganz Deutschland unterstützt. Vielen von ihnen fehlt dringend notwendige Schutzausrüstung, einige befürchten daher sogar eine Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Um die Schutzlosigkeit darzustellen, zeigen sich die Ärzte nackt in ihren Praxen, meist mit Hashtag #Hausärztinnensindda oder dem Kommentar „Wir sind Ihre Hausärztinnen und Hausärzte. Um Sie sicher behandeln zu können, brauchen wir Schutzausrüstung. Wenn uns das Wenige, was wir haben, ausgeht, dann sehen wir so aus.“
So zeigen sich die Mediziner beispielsweise nur mit Stethoskop oder hinter Formularen und Aktenordnern versteckt. Eine Ärztin hat sich hinter Klopapierrollen mit Maske fotografiert, eine andere hat sich mit einem Tuch vermummt und zeigt ein Schild: „Ich hab gelernt Wunden zu nähen – warum muss ich jetzt Masken nähen können?“ Die Bilder sind vielseitig und haben doch eines gemeinsam: Sie sollen die Schutzlosigkeit der Ärzte verdeutlichen – denn sie sind an „vorderster Front“. „Die Nacktheit soll symbolisieren, dass wir ohne Schutz verletzlich sind“, so Hausarzt Ruben Bernau, der mit seinem Praxisteam nach wie vor nur unzureichend über Schutzausrüstung verfügt, da der Markt einfach leer gekauft ist.
Viele Mediziner fühlen sich im Stich gelassen: Eine Untersuchung der Patienten gestalte sich unter den derzeitigen Umständen und dem Mangel an Einweghandschuhen, Masken und Desinfektionsmittel besonders schwierig. Dennoch müssten die Patienten weiter versorgt werden. „Wir wollen und müssen unsere Patienten weiter gut versorgen, gerade diejenigen, die nicht auf eine persönliche Untersuchung durch uns Ärzte verzichten können“, betont Hausärztin Dr. Jana Husemann. „Dazu zählen sowohl solche mit chronischen Krankheiten, akuten Wunden oder Pflegebedürftige, aber natürlich auch die Menschen, die aufgrund einer Corona-Erkrankung unsere Hilfe benötigen.“
„Wir sind alle verletzlich. Wir Praxen brachen mehr Unterstützung durch die Politik“, heißt es auf der Website. Mit der aktuellen Protestaktion appellieren sie nun an die Politiker und fordern eine Verbesserung der hausärztlichen Betreuung während der Krisenzeit. Auf der Homepage findet sich eine entsprechende Petition, die unterschrieben werden kann. Über das Kontaktformular der Webseite können sich weitere Interessierte aus Hausarztpraxen melden, wenn sie sich an der Aktion beteiligen wollen.
APOTHEKE ADHOC Debatte