Der Prozess gegen den mutmaßlichen Pfusch-Apotheker Peter S. geht in die Schlussphase. Die Verteidigung versucht offenbar, das Verfahren mit zahlreichen neuen Anträgen doch noch in die Länge zu ziehen. Die Nebenklägerinnen protestierten. Correctiv berichtet aus dem Gerichtssaal.
Ein Sachverständiger soll nach dem Willen der Verteidigung bestätigen, dass Alltagskleidung im Labor nicht zu Kontaminationen führt. Über einen E-Mail-Verteiler, in dem Apotheker sich Zytostatika verkaufen, soll eine Zeugin berichten. Die Ärztin von Peter S. soll bescheinigen, dass er am Tag vor der Razzia in ihrer Praxis gewesen sei. Er könne daher die beschlagnahmten Proben nicht hergestellt haben.
Die Anwälte von S. wollen ein neues Gutachten zu den Proben erstellen lassen. Den Sachverständigen Professor Dr. Boris Schiffer, der vergangene Woche aussagte, lehnen sie ab. Der psychologische Gutachter von der Ruhr-Universität Bochum glaubt nicht, dass der S. an einer Hirnschädigung leidet. Die Ergebnisse der Tests seien so schlecht, dass S. wohl simuliere. Der Apotheker hat nach Ansicht der Verteidigung keinen fairen Prozess erhalten, da es Vorverurteilungen in den Medien gegeben habe. Außerdem bemängeln die Anwälte, Rezeptpositionen seien von den Prozessbeteiligten als Excel-Datei gelesen worden. Die Zahlen könne man so leicht verändern.
Die Nebenklägerinnen erschienen in T-Shirts mit der Aufschrift „Wer schweigt, macht sich mitschuldig“ im Gerichtssaal. Nach Aufforderung des Richters mussten sie diese jedoch mit Jacken verdecken. Diese Form der Meinungsäußerung gehöre nicht zu den Rechten der Nebenklägerinnen, so der Richter. Außerdem gelte die Unschuldsvermutung.
APOTHEKE ADHOC Debatte