Nicht nur Leistungserbringer, sondern auch die eigenen Versicherten können die Kassen betrügen. Die AOK berichtet in ihrem Fehlverhaltensreport über einen Mann, der jahrelang verschiedene Ärzte aufgesucht hatte, um an große Mengen des Medikaments Pregabalin zu gelangen. Nachdem die Kasse bereits 2019 Anzeige erstattete, wurde der Mann nach einem Rückfall zu einer Haftstrafe verurteilt.
Zwischen Oktober 2017 und Januar 2020 suchte der Mann insgesamt 24 Praxen auf, um sich Rezepte über Pregabalin ausstellen zu lassen. Dabei verschwieg er nicht nur, dass er parallel in Substitutionsbehandlung war, sondern auch, dass er sich das Medikament nur wenige Tage zuvor durch andere Ärzte hatte verschreiben lassen. Eigentlich liegt die medizinisch indizierte Tageshöchstdosis bei 600 mg, doch er nutzte das Antiepileptikum als Wirkverstärker für das Substitutionsmittel Buprenorphin.
In 95 Fällen ließ er sich so laut AOK unter Vorgabe eines nicht vorhandenen Medikamentenbedarfs von den Kassenärzten, die irrig von einer medizinischen Indikation ausgingen, Rezepte ausstellen, um diese dann in diversen Apotheken einzulösen. Der Kasse entstand nach eigenen Angaben ein Gesamtschaden von 6900 Euro.
Der Mann wurde wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt, zusätzlich wurde die Einziehung der Schadenssumme angeordnet.
Doch im Mai 2021 wurde ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet: Zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 soll der Versicherte erneut in 23 Fällen acht Kassenärzte aufgesucht haben, um nach demselben Muster größere Mengen Pregabalin zu erlangen. Der AOK entstand ein weiterer Schaden in Höhe von rund 1200 Euro. Diesmal wurde der Mann wegen Betrugs zu einer Haftsstrafe von elf Monaten verurteilt.
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