Apotheker Christian Koch hat aus der Not eine Tugend gemacht. Weil sein Einzugsgebiet im hessischen Wölfersheim begrenzt ist, baute er sein Wohnmobil in eine Gesundheitsstation um. Jetzt fährt er mit einer Kollegin damit durch ganz Hessen und hilft Unternehmen beim Gesundheitsmanagement.
„Wir Apotheker können viel mehr, als nur Medikamente herausgeben“, sagt Koch, der seit einem Jahr gemeinsam mit seiner Kollegin Sigrun Klingelhöfer auf „Präventour“ geht, einer Apothekerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Während sie meist unter der Woche unterwegs zu hessischen Betrieben und Behörden ist, kommen für den Inhaber der Linden-Apotheke weniger Tage in Frage. Bis auf die Weihnachtszeit war das Mobil trotzdem fast ständig auf Hessens Straßen.
Die Kundenliste umfasst neben Unternehmen auch Kommunen und soziale Einrichtungen. „Mein Ziel ist, alle Branchen abzudecken“, sagt Koch, der sich selbst auch als Gesundheitscoach bezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker hat er sich zum Ernährungsberater weitergebildet. Ohne Zusatzkenntnisse könne er viele seiner Leistungen gar nicht anbieten, sagt er. Diese gehen schließlich über das Apothekenspektrum hinaus. Er bietet sie den Firmen in mehreren Varianten im Paket an.
Neben Quick-Checks beraten Koch und Klingelhöfer die Belegschaften unter anderem im Umgang mit Stress, Rücken- und Gewichtsproblemen. Die Teilnahme ist für die Mitarbeiter der Unternehmen freiwillig. Da kleinere Firmen oft keine eigenen Räume für die Beratung haben, kam Koch auf die Idee mit dem Mobil. „Ich hatte das schon seit Jahren im Kopf“, sagt der Apotheker. Doch erst als er mit dem Umbau seiner Apotheke fertig war, nahm er das Projekt in Angriff. Für seine Idee mit dem Wohnmobil bekam er diese Woche in Berlin den Deutschen Apothekenpreis.
Koch weiß um die Probleme von Apotheken auf dem Land. Wölfersheim hat 10.000 Einwohner und liegt zwischen Frankfurt und Gießen. Da sei es schwer, Mitarbeiter zu finden. Deshalb hübschte er seine Apotheke auf und richtete Ruhezonen ein. 14 Leute arbeiten heute in seiner Linden-Apotheke.
Klingelhöfer leistet Koch zufolge mittlerweile 30 ihrer 40 Wochenarbeitsstunden für PrävenTour. Ihr gebührt Koch zufolge der Apothekenpreis zu einem großen Anteil. „Ohne ihre Kraft, Begeisterungsfähigkeit, Kompetenz und Empathie wäre PrävenTour noch nicht so weit, wie es heute ist“, sagt Koch.
Großen Anteil habe sie insbesondere am Aufbau der PrävenTour-Akademie in Wölfersheim, wo Seminare, Workshops, Trainings und Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen im Bereich Prävention, Gesundheitsvorsorge und Betriebliches Gesundheitsmanagement stattfinden. Der Apotheker kann sich vorstellen, das Modell auch Kollegen anzubieten. „Ich will das aber ganz behutsam aufbauen“, sagt Koch.
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