Eine Apotheke für Günther Jauch Eugenie Ankowitsch, 16.04.2017 11:05 Uhr
Seit Jahren steht das Palais Ritz im Potsdamer Nobelviertel Berliner Vorstadt leer. Ende 2015 sollte daraus ein Flüchtlingsheim werden, doch daraus wurde nichts. Nun baut ein Zahnarzt aus Berlin das Palais zu einem Ärztehaus mit Apotheke für „gehobeneres Klientel“ um.
Einen Bezug zur Medizin hat das Haus, das nach dem königlichen Kämmerer Johann Friedrich Ritz benannt wurde, schon immer. Im Jahr 1842 gebaut soll es ursprünglich als Lazarett gedient haben. Zu DDR-Zeiten beherbergte es Wohnungen für Ärzte des Klinikums. Nun will Dr. Stephan Ziegler seine Satelliten-Zahnarztpraxis errichten. Der Zahnarzt hat das Gebäude nach eigenen Angaben im Sommer 2016 für 1,7 Millionen Euro gekauft und will es für 1,8 Millionen sanieren. „Es ist zwar eine erhebliche Investition“, sagt Ziegler. „Doch die Finanzierungskonditionen sind mit nur 1 Prozent Zinsen derzeit einfach sensationell.“
Neben der Zahnarztpraxis soll auch eine Apotheke in das Palais Ritz einziehen. Rund 160 Quadratmeter – auf zwei Stockwerke verteilt – stehen laut Ziegler zur Verfügung. Ein besonderes Highlight soll ein Drive-in-Schalter werden. „Wir haben das so geplant, da es an dieser Stelle eher Autoverkehr und weniger Laufkundschaft gibt“, erklärt er. Rund 70.000 Autos sollen seinen Angaben nach täglich am Haus vorbeifahren. Vor dem neuen Ärztehaus sollen außerdem bis zu 17 Parkplätze entstehen.
Um den interessierten Apothekern den Standort noch schmackhafter zu machen, sollen neben der Zahnarztpraxis von Ziegler bis zu vier weitere Arztpraxen errichtet werden. Am liebsten würde er Allgemeinmediziner, Hausärzte, Gynäkologen oder einen Kinderarzt als Mieter begrüßen. „Diese Fachrichtungen sind auch für die Apotheke lukrativ“, sagt Ziegler. Er befinde sich derzeit mit mehreren Pharmazeuten im Gespräch. „Es gibt hier noch keine Apotheke. Die Anwohner müssen derzeit entweder nach Potsdam oder an den Wannsee fahren“, so der Zahnarzt, der im Sommer im Potsdamer Nobelviertel wohnt.
Die Menschen, die hier in alten Villen und modernen Stadthäusern residieren, haben es zu etwas gebracht. Viele von ihnen wachen morgens mit Blick über das Wasser auf. Denn die Berliner Vorstadt liegt zwischen dem Tiefen See und dem Heiligen See. Ein Stadtviertel, in dem man unter sich ist. TV-Moderator Günther Jauch lebt hier, ein paar Häuser weiter der Designer Wolfgang Joop. Deshalb werden das neue Ärztehaus und die Apotheke an den Ansprüchen dieses gehobenes Klientel ausgerichtet.
Während bei der Gestaltung von Fassade und Fenstern der Denkmalschutz genaue Vorgaben machte, hat Ziegler im Inneren freie Hand: Ihm schwebe bei der Gestaltung eine Mischung aus modern und alt vor, sagte er. Auch mit Joop sei er schon im Gespräch gewesen – möglicherweise werden Biedermeiermöbel aus Joops Familie später im Palais Ritz zu sehen sein. Ziegler selbst plant seine Praxis im ersten Obergeschoss und will dort auch zumindest einige Tage pro Woche persönlich praktizieren.
Die Idee für ein Ärztehaus hatte auch der Vorbesitzer, erzählt Ziegler. Der Zahntechniker wollte dort ein eigenes Zahntechniklabor ansiedeln und mehrere Zahnarztpraxen errichten. Eigentlich ein Plan, der lukrativ zu sein scheint. Doch während des Umbaus sei er mit erheblich höheren Kosten konfrontiert worden, die er nicht tragen konnte. Als Plan B sollte 2015 im Palais Ritz eine Flüchtlingsunterkunft errichtet werden. Doch der dafür nötige Umbau habe sich dann aber als ebenfalls zu teuer erwiesen. Deshalb habe sich der Zahntechniker zum Verkauf entschlossen. Ziegler scheute die Investition nicht. Voraussichtlich im Herbst 2017 sollen die Arztpraxen und die Apotheke in das sanierte Palais Ritz einziehen.