Potenzmittel im Wert von 62.000 Euro unterschlagen APOTHEKE ADHOC, 10.01.2019 12:40 Uhr
In der Kölner Südstadt wurde eine 23-Jährige Apothekenangestellte verhaftet: Kripobeamte ertappten sie auf frischer Tat beim Diebstahl von Testosteron. Seit einem Jahr gab es Unregelmäßigkeiten im Bestellwesen – der Apotheker schaltete die Polizei ein.
Dem Inhaber fielen laut Polizei schon im Januar 2018 seltsame Vorgänge auf. Immer wieder wurden Testosteronpräparate und Potenzmittel bestellt und nach Versand an die Apotheke beim Großhändler wieder storniert. Da der Apotheker die Bestellungen keinem Mitarbeiter zuordnen konnte, informierte er schließlich die Polizei.
Am Dienstagnachmittag schnappte die Falle zu. Die Kriminalbeamten standen bereit, als die Angestellte mit einer Tüte die Apotheke verließ. Die Beamten griffen zu und stellten die angeblich wieder einmal nicht gelieferten Testosteronpräparate sicher. Der Frau wird nun zur Last gelegt, über ein Jahr Testosteronpräparate und Potenzmittel im Gesamtwert von 62.000 Euro unberechtigt bestellt und nach Wareneingang gestohlen zu haben. Die Polizei durchsuchte auch ihren Spind am Arbeitsplatz und stellte 3000 Euro Bargeld sicher.
Immer wieder geschehen Fälle, in denen Apothekenmitarbeiter kriminell werden. Vor einem Jahr standen zum Beispiel zwei Schwestern in München vor Gericht. Die eine hatte ihrem damaligen Freund rund ein Jahr lang illegal Dopingmittel für den Muskelaufbau besorgt und machte ihre Schwester zur Komplizin. Dem Apotheker entstand ein Schaden im Wert von rund 139.500 Euro. Die Ex-Angestellten wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt.
So gingen die beiden vor: Im Frühjahr 2015 begann die 29-Jährige nach Angaben des Amtsgerichts München, ihrem Freund ein in der Fitness- und Bodybuilding-Szene aufgrund der gleichzeitig muskelaufbauenden und fettreduzierenden Wirkung gefragtes Wachstumshormon zu besorgen. In der Apotheke, in der sie als PTA angestellt war, war sie auch mit der eigenständigen Bestellung der Medikamente betraut. So konnte sie ohne größere Probleme die Präparate bestellen. Anschließend übergab sie die Steroide ihrem damaligen Partner.
Da das Präparat allerdings auch im Einkauf sehr teuer ist, hatte die PTA irgendwann Angst, dass ihrem Chef die Fehlbeträge auffallen würden. Um dies besser verschleiern zu können, holte sie ihre Schwester mit ins Boot, die in einer Filiale desselben Apothekers arbeitete. Die 23-Jährige wickelte fortan einen Teil der Bestellungen von dort ab. Insgesamt haben die Schwestern so Steroide im Wert von 137.317,96 Euro darunter Testosteronpräparate im Wert von 2186,10 Euro dem 32-jährigen Freund der großen Schwester übergeben.
Der Apotheker wurde misstrauisch, als ihm im Laufe des Jahres 2015 auffiel, dass die Gewinne seiner Apotheken trotz guter Umsätze zurückgegangen waren. Einsparungen zeigten keine Wirkung, er begann, genauer nach der Ursache des Gewinnrückgangs zu forschen und kam so schließlich seinen Mitarbeiterinnen auf die Spur. Akribisch verfolgte er alle Spuren. Im Dezember 2015 hatte er die auffälligen Bestell- und Liefervorgänge für das Hormonpräparat festgestellt, ohne dass im Computersystem ein passender Patient dafür zu finden war. Nach Abgleich der Dienstpläne aller Mitarbeiter habe sich dann herausgestellt, dass nur die beiden Schwestern zu allen Zeitpunkten der Bestellungen im Dienst waren.
Beide PTA wurden wegen unerlaubtem Inverkehrbringen von Arzneimitteln zu Dopingzwecken zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und acht Monaten beziehungsweise acht Monaten verurteilt. Als Bewährungsauflage mussten sie je 5000 Euro in Raten zur Wiedergutmachung an den Apotheker zahlen.