Damit der bundesweite „Apothekenprotesttag“ auch seine gewünschte Wirkung erzielen kann, ist eine flächendeckende Beteiligung unabdingbar. Dessen ist sich auch die Berliner Inhaberin Anja Schmitt bewusst. Sie hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Michaela Kröger damit begonnen, an alle umliegenden Apotheker:innen im Kiez zu appellieren, sich am Streik zu beteiligen.
„Gemeinsam haben wir schon viel geschafft“, erzählt Schmitt. Die Inhaberin der Thüringer Apotheke hat in der vergangenen Woche die Initiative ergriffen und ihre direkte Nachbarin, Michaela Kröger, Inhaberin der Apotheke am Bundesplatz, angesprochen und sie zu ihrer Meinung über den Protesttag am 14. Juni befragt. Beide haben sich in den folgenden Tagen viel mit dem Thema auseinandergesetzt, sodass sie gemeinsam beschlossen haben, Kontakt zu allen Kolleg:innen im Umkreis aufzunehmen.
„Wir wollten mit ihnen über den Protest reden und uns ihre Meinungen einholen. Mit ihnen ins Gespräch gehen, wie wir uns alle gemeinsam verhalten wollen. Auch, dass man keine Angst vor der offenen Konkurrenz fürchten braucht und im Übrigen auch nicht haben sollte. Das ist jetzt wirklich nicht angebracht und gehört hier nicht her.“
Sie sei überaus froh, dass alle das genauso sehen und sich geschlossen im Kiez beteiligen. „Ich bin total begeistert – alle waren sofort pro Streik!“ Über das Viertel hinaus haben sich bereits weitere Inhaber:innen angeschlossen. Inzwischen sei man mit knapp 20 Betrieben dabei. Weitere E-Mails und Ermunterungen zur Protestbeteiligung seien rausgegangen. „Es ist ein bundesweiter Protesttag, positioniert euch und macht mit“, lautet die Kernaussage der beiden Inhaberinnen.
Schmitt und Kröger hoffen auf die komplette Beteiligung. „Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen. Nur so macht es Sinn“, erläutert Schmitt. „Und wenn selbst die Standesorganisation nun Flagge zeigt, sollten wir uns auch gemeinsam dahinter versammeln. Wir haben jetzt eine Chance.“
„Wir schaffen es nicht mehr“, berichtet die Apothekerin. „Im Umkreis haben schon einige Apotheken geschlossen, im Juni folgt die nächste.“ Schmitt nennt Gründe, für die es sich definitiv lohne, in den Protest zu gehen: steigende Kosten und sinkende Erträge, aufwändige Bürokratie, Personalmangel und nicht zuletzt die katastrophalen Lieferengpässe. Das Apothekenhonorar ist seit 2004 zementiert, die Kosten nicht.
„Ein Audit zur Re-Präqualifizierung beispielsweise kostet nur Geld und Zeit und ist dabei absolut nicht zielführend. All das lähmt das Apothekengeschäft.“
Weiterhin wenden sich Fachkräfte ab. Der Nachwuchs bricht weg. Die Bezahlung sei längst nicht mehr interessant. „Da bietet die Industrie viel mehr.“
Schmitt hat in ihrer Apotheke am Protesttag Notdienst. Diesen wird sie nicht bei geöffneter Tür durchführen. Auch bei ihr bleibt das Licht aus. Die Patient:innen werden durch die Klappe bedient. Ansonsten werde man draußen vor der Apotheke mit den Menschen ins Gespräch gehen. So habe man sich gemeinsam abgesprochen.
Auch die anderen Teams, die sich beteiligen, werden ihre Apotheken geschlossen halten und abdunkeln. Alle Mitarbeiter:innen wollen sich im Kittel auf den Straßen vor ihren Betrieben positionieren und die Passant:innen aufklären.
„Es ist ja nicht zweckerfüllend, einfach zuzumachen und sich einen lustigen Tag zu bereiten. Die Forderungen sind mitunter für Außenstehende überhaupt nicht greifbar. Und genau deshalb ist es auch so wichtig, sie darüber zu informieren, worum es bei dem Protest geht und warum wir was fordern.“
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