Professor Dr. Linus Pauling hat als einziger Wissenschaftler zwei ungeteilte Nobelpreise erhalten. Bis zuletzt forschte das Chemie-Genie im kalifornischen Palo Alto. Sein Buch „Die Natur der chemischen Bindung“ gilt als eines der wichtigsten wissenschaftlichen Werke des 20. Jahrhunderts. Für seine Vitamin-C Theorie brach er sogar mit Freunden und Kollegen. Am 19. August vor zwanzig Jahren ist Pauling gestorben.
Der Zweite Weltkrieg und die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 machten aus Pauling einen leidenschaftlichen Pazifisten. Den Vereinten Nationen überreichte er 1958 eine Petition gegen den Atomkrieg mit Unterschriften von mehr als 11.000 Wissenschaftlern aus aller Welt. Kurz darauf erschien sein Bestseller „No More War“. 1962 wurde Pauling für seinen Einsatz mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Der Pazifist war bis zu seinem Tod im Alter von 93 Jahren geistig fit und arbeitswütig. Bis zuletzt forschte er an dem 1973 von ihm gründeten Linus-Pauling-Institut für Wissenschaft und Medizin im kalifornischen Palo Alto. Mit seinem Tod habe die Welt einen der „größten Wissenschaftler und Menschenfreunde“ verloren, heißt es auf der Webseite der Universität von Oregon.
Geboren wurde Pauling, dessen Vorfahren aus Freiburg stammten, am 28. Februar 1901 in Portland im US-Bundesstaat Oregon. Nach der Schule studierte er an verschiedenen Universitäten in Oregon und Kalifornien und ging nach der Promotion mit einem Stipendium nach Europa, wo er die meiste Zeit in Arnold Sommerfelds Institut für theoretische Physik in München verbrachte.
1927 begann seine lange Karriere als Lehrer und Forscher am California Institute of Technology. Er beschäftigte sich zunächst mit der Struktur chemischer Verbindungen, der er praktisch mit Hilfe von Röntgenstrahlen und theoretisch mit den Prinzipien der Quantenmechanik auf die Spur kommen wollte.
Für seine Arbeiten über die atomaren Bindungskräfte in Eiweißmolekülen wurde er 1954 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt. Es war das erste Mal, dass er wieder ins Ausland reisen durfte, nachdem die US-Regierung in den 50er Jahren mit der Verweigerung eines Reisepasses auf sein Engagement gegen den Atomkrieg reagiert hatte.
Seine Frau Ava Helen Miller, die Pauling im Studium kennengelernt hatte und mit der er drei Söhne und eine Tochter bekommen sollte, war ebenfalls politisch aktiv und unterstützte den Pazifisten in seinem Engagement.
In den 1960er Jahren entdeckte Pauling eine weitere Leidenschaft: Vitamine. Er entwickelte die Theorie, dass die massenhafte Einnahme von Vitamin C so gut wie alle Krankheiten von Krebs über Grippe bis hin zu Schizophrenie und Schnupfen heilen könne. Bis heute ist die Theorie extrem umstritten und gilt als wissenschaftlich widerlegt, aber Pauling verfolgte sie genauso leidenschaftlich wie alles in seinem Leben.
Als er seine These 1970 in einem Buch veröffentlichte, waren die Vitamin-Präparate in vielen Apotheken zeitweise ausverkauft. Pauling nahm eine Zeit lang täglich 18 Gramm Vitamin ein – das 300-Fache der von der US-Gesundheitsbehörde empfohlenen Menge. Das unbeirrbare Festhalten an dieser Theorie kratzte an seinem Ruf an und führte auch zum Bruch mit Freunden und Kollegen.
Trotzdem sind seine Verdienste um Chemie und Frieden bis heute unbestritten. Pauling sei ein großer Mann gewesen, „der es verdient, wegen all des Guten, das er für die Menschheit getan hat, nie vergessen zu werden“, sagte sein langjähriger Mitarbeiter Professor Dr. Matthias Rath, mit dem sich Pauling ebenfalls zerstritten hatte, kurz nach dem Tod des Wissenschaftlers.
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