Homöopathen ohne Grenzen

Mit Globuli ins Krisengebiet

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Berlin -

Grenzüberschreitende Hilfsangebote – das bieten nicht nur Ärzte und Apotheker, sondern auch Homöopathen: Seit 15 Jahren gibt es in Deutschland die Homöopathen ohne Grenzen (HOG). Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, in Krisenregionen und Entwicklungsländern humanitäre Hilfe zu leisten und Homöopathen auszubilden.

Die Geschichte des Vereins begann im Bosnienkrieg, als 1993 die „Alte Brücke“ in Mostar zerstört wurde. Die Brücke galt Vielen als symbolische Verbindung zwischen Ost und West, Christentum und Islam. Damals war die heute HOG-Vorsitzende Elisabeth von Wedel vor Ort und überlegte, wie man helfen kann. Sie startete eine Zeitungsannonce und suchte andere Homöopathen, die sich an einem Projekt in Mostar beteiligen würden. 1996 eröffnete sie gemeinsam eine provisorische Praxis, um traumatisierten Menschen zu helfen, die Schrecken und Verletzungen des Kriegs zu verarbeiten.

Aus diesem Projekt entstand 1998 der Verein HOG, der inzwischen mehr als 250 Mitglieder hat und in zwölf Ländern aktiv war oder ist. „Unser Ziel ist es, uns entbehrlich zu machen“, erklärt Jutta Laurentius, die seit 2004 Mitglied bei den HOG ist und inzwischen im Vorstand arbeitet. Neben der Krisenintervention ist deshalb die Schulung von Homöopathen die Hauptaufgabe der HOG: Dafür wird in den Ländern meist zuerst eine Lehrpraxis gegründet, um medizinisches Personal oder auch Heiler in der Homöopathie auszubilden.

Besonders erfolgreich funktioniert das in Bolivien: Dort wurde 2009 in La Paz mit der Ausbildung begonnen. Die ersten Schüler haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und werden nun zu Lehrern weitergebildet. In einer zweiten Lehrpraxis im 360 Kilometer entfernten San Borja üben sich die ersten Absolventen bereits selbst als Ausbilder. Arbeiten die Schulen schließlich vollkommen selbstständig, ist das Projekt für die HOG erfolgreich abgeschlossen – wie zum Beispiel in Mostar.

Derzeit arbeiten die Homöopathen in vier Ländern: Neben Bolivien in Kenia, Sierra Leone und Sri Lanka, wo das Projekt kurz vor dem Abschluss steht. In Kenia unterrichten die Homöopathen seit 2009 Hebammen, die nicht lesen und schreiben können. „Eine ganz besondere Herausforderung“, sagt Laurentius. Die Ausbilder behelfen sich mit Symbolen für die einzelnen Arzneimittel, die die Hebammen auf laminierten Kärtchen immer dabei haben können.

Bevor in einem Land eine Lehrpraxis eröffnet werden kann, unternehmen HOG-Mitarbeiter Erkundungsreisen und suchen Kooperationspartner. „Manchmal ist es zu gefährlich, oder man kommt nicht das ganze Jahr über in die Region – die Patienten müssen aber fortlaufend versorgt werden“, erklärt Laurentius, warum auch Anträge abgelehnt werden.

An einem Projekt arbeiten rund zehn bis 20 Personen. Sie erhalten eine Anschubfinanzierung durch den Verein, müssen die notwendigen Gelder dann aber selbst einwerben, etwa über Informationsstände oder Vorträge bei homöopathischen Kongressen. Der Verein finanziert sich über die Mitgliedsbeiträge (60 Euro im Jahr) und über Spenden. Ein Großspender ist Laurentius zufolge der Nahrungsergänzungsmittelhersteller GSE, dessen Geschäftsführer Michael Gracher den Verein mit gründete.

Die Arbeit in den Zielländern übernehmen Homöopathen mit mindestens fünf Jahren Praxiserfahrung. Vor Ort sind jeweils zwei Personen, die dann zwei bis vier Wochen bleiben. Danach werden sie von anderen Homöopathen abgelöst. „Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich und haben in Deutschland ihre eigene Praxis“, erklärt Laurentius.

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