„Haben Sie etwas gegen Erkältungen?“ „Natürlich. Welche Symptome haben Sie denn?“ „Alle.“ Wer in der Apotheke arbeitet, der weiß, wie schwierig die Beratung von akut erkälteten Patienten sein kann. Dass Kunden sich nach einem langen Gespräch trotzdem wieder für ein bekanntes Produkt entscheiden und dass aus einem Hustenlöser spontan ein Nasenspray werden kann.
Wieder einmal wurden die Apotheker im Fernsehen ins Visier genommen. Und wieder ist laut dem NDR-Magazin Markt alles schlecht, was in der Apotheke angeboten und verkauft wird. Reine Abzocke und null Kompetenz.
Nun mag man es fragwürdig finden, dass Apothekenmitarbeiter Produkte für 30 Euro verkaufen. Und man kann auch der Meinung sein, physikalische Gesetze außer acht gelassen, dass man alleine mit Kochsalz seine Erkältung prima weginhalieren kann. Die Apotheker deshalb der Abzocke zu bezichtigen, geht zu weit.
Natürlich ist es wichtig, dass die Beratung in Apotheken ernst genommen wird. Dass die W-Fragen an jedem HV-Tisch gestellt werden, und dass auch im stressigen Alltag Interaktionen bei der Beratung nicht vergessen werden. Und dass im Zweifelsfall auch abgeraten wird.
Bewährte Produkte mit einem Handstreich als nutzlos darzustellen, ist allerdings unseriös. Denn gerade Empfehlungen zu Erkältungspräparaten beruhen oft auf Erfahrungswerten. Die Evidenzlage bei Phytopharmaka und Vitaminpräparaten sieht vor allem deshalb schlecht aus, weil kaum ein Hersteller bereit ist, in groß angelegte Studien zu investieren.
Doch selbst die kritischen Stimmen scheinen nicht immer alles im Blick zu haben. So hat Professor Dr. Roland Seifert bei seiner pauschalen Empfehlung vergessen, dass Paracetamol im Hinblick auf die lebertoxische Wirkung nicht für jeden Patienten geeignet ist. Das führte aber auch viel zu weit. Schließlich sollten die Apotheken getestet werden und nicht die Apothekentester.
APOTHEKE ADHOC Debatte