Politdebatte um Globuli dpa/APOTHEKE ADHOC, 12.07.2010 09:16 Uhr
Die SPD will homöopathische Arzneimittel aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen streichen. Es sei keinerlei Wirksamkeit belegt. Die CDU zeigte sich für den Vorschlag offen. Der GKV-Spitzenverband warnte vor Einschränkungen.
„Man sollte den Kassen schlicht verbieten, die Homöopathie zu bezahlen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Professor Dr. Karl Lauterbach, dem Spiegel. Er kritisierte, mehr als die Hälfte aller Kassen würden die Leistungen von Homöopathen erstatten. „Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Krankenkassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie.“
Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), sagte: „Wir haben die Wahltarife für Homöopathie zu rot-grüner Zeit auf Wunsch von SPD und Grünen gemeinsam eingeführt. Sollte die SPD hier nun gesprächsbereit sein, können wir sie morgen abschaffen.“
Die Grünen hingegen lehnen eine Herausnahme von Naturheilverfahren aus der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Fraktionschefin Renate Künast sagte der Berliner Zeitung: „Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt.“ Die Kosten für Homöopathie stünden in keinem Verhältnis zu den gigantischen Summen, die für Schulmedizin ausgegeben würden.
Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses aus Ärzten, Kliniken und Kassen, Professor Dr. Rainer Hess, sagte dem Spiegel, es gebe nach Hunderten medizinischen Studien bisher keinen klaren Nutzennachweis für die Homöopathie. „Es hat schon viele Anläufe gegeben, die Schutzvorschrift für derartige Mittel zu streichen, aber einflussreiche Politiker haben dies immer wieder verhindert.“ Der designierte Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Professor Dr. Jürgen Windeler, nannte Homöopathie ein „spekulatives, widerlegtes Konzept“.
Die Krankenkassen befürchten den Einstieg in Leistungskürzungen: „Jetzt passiert, was wir befürchtet hatten: Die Ärzte sollen trotz ihrer Rekordeinnahmen auch im nächsten Jahr wieder eine saftige Honorarerhöhung bekommen und gleichzeitig wird gefordert, für die Versicherten Leistungen zu streichen“, sagte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands.