WHO

Polio-Infektionen verdoppelt dpa, 26.08.2008 11:06 Uhr

Genf - 

Die Zahl der Poliofälle hat sich weltweit in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf registrierte bis Mitte August 1.044 Fälle von Kinderlähmung in 14 Ländern. Im selben Vorjahreszeitraum waren es nur 404 Infektionen. Das Poliovirus, das ursprünglich bereits im Jahr 2000 weltweit ausgerottet sein sollte, gilt noch in vier Ländern als heimisch: Nigeria, Indien, Pakistan und Afghanistan.

Besonders in Nigeria sei die Situation besorgniserregend, erläuterte WHO-Sprecher Oliver Rosenbauer am Montag. In dem westafrikanischen Land schnellte die Zahl der Polioinfektionen von 285 im gesamten Vorjahr auf bereits 575 in diesem Jahr in die Höhe. Mit dem Einsetzen des Pilgerstroms nach Mekka drohe das Virus in weitere Länder eingeschleppt zu werden.

In mehr als 90 Prozent der Fälle in Nigeria sei der deutlich gefährlichere Typ 1 des Virus gefunden worden, sagte Rosenbauer. In Indien komme dagegen fast ausschließlich nur noch der weniger virulente Typ 3 vor. Typ 2 gilt nach Angaben des WHO-Sprechers bereits als weltweit ausgerottet. Ursache für die erneut gestiegene Fallzahl in Nigeria seien organisatorische Mängel bei Impfaktionen. Bislang seien bis zu 50 Prozent der Kinder von den Reihenimpfungen gar nicht erreicht worden. Die Organisation der Impfaktionen sei jetzt aber verbessert worden.

In Indien liegt die Zahl der Poliofälle in diesem Jahr bislang bei 359, verglichen mit 163 im selben Vorjahreszeitraum. Die Fälle gingen aber zum großen Teil auf einen Ausbruch zum vergangenen Jahreswechsel zurück. Aktuell würden nur noch wenige neue Fälle aus Indien gemeldet. In Pakistan wurden bislang 31, in Afghanistan 15 Poliofälle registriert.

Eine Allianz aus WHO, dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF, der US-Seuchenbehörde CDC und dem Rotarier-Club hat sich die weltweite Ausrottung der Kinderlähmung auf die Fahnen geschrieben. Europa hat die WHO im Jahr 2002 als poliofrei bestätigt.