Die letzten Monate des Jahres sind für Apotheken eine umsatzstarke Zeit. Die Betriebe bevorraten sich für die Erkältungssaison und die Wochen vor Weihnachten. In der easyApotheke Ratheim in Hückelhoven blickt Inhaber Akram Moustafa mit Sorge in die Zukunft. Denn von jetzt auf gleich kündigte die Stadt eine mehrwöchige Vollsperrung der Durchfahrtsstraße zur Apotheke an.
Vor drei Jahren übernahm Moustafa die Apotheke. Gemeinsam mit seiner Frau Anja Moustafa, die als PTA in dem Betrieb tätig ist, und rund 20 Angestellten kümmert er sich um die Kundschaft. Das Paar investierte mehr als eine Million Euro in die Apotheke, das Geschäft laufe gut. Die Nachricht von der anstehenden Baustelle sei sehr kurzfristig gekommen, sagt Anja Moustafa.
Erst am 25. Oktober habe die Stadt über die Vollsperrung informiert, zuvor habe es bereits in sozialen Medien Nachrichten dazu gegeben, die auf Nachfrage jedoch nicht sicher bestätigt werden konnten. „Warum wird so eine Baustelle nicht rechtzeitig kommuniziert? Wir bezahlen der Stadt so viel Gewerbesteuer, das ist nicht fair“, ärgert sich Moustafa. Die Stadt habe auf die Kritik nicht reagiert und stelle sich stur.
Das Amt für Tief- und Straßenbau informierte den Betrieb in einem Schreiben vom 25. Oktober über die Vollsperrung: „Leider ist es unumgänglich, für die Bauarbeiten zwischen den Kreisverkehren die L 117/Millicher Straße vom 04.11. bis 10.12.2024 voll zu sperren.“ Der Verkehr aus Richtung Millich werde umgeleitet. Der Verkehr aus Ratheim kommend könne den Nahversorgungsbereich immer erreichen. Hier sei vom 25. November bis 10. Dezember für die Sanierung der Kreisfahrbahn allerdings eine Ampelregelung erforderlich. „Wir möchten uns für die hiermit verbundenen unvermeidbaren Unannehmlichkeiten entschuldigen und sichern zu, die Behinderungen auf das Notwendigste zu beschränken.“
Doch für Moustafa kommt diese Information zu spät. Die Winterbevorratung sei abgeschlossen. „Uns droht ein riesiger Schaden durch Umsatzeinbußen, da es das Vorweihnachtsgeschäft und die Haupterkältungszeit betrifft“, sagt sie. Weniger als zwei Wochen seien „einfach zu wenig um einen Betrieb über solche Maßnahmen zu informieren“. Zudem habe es im ersten Schreiben noch einen Fehler gegeben und die Vollsperrung sei erst sechs Tage vor Start der Baumaßnahme mitgeteilt worden.
Dass die Zufahrt zum Einkaufszentrum einseitig möglich sei, helfe kaum. Denn die Anfahrt sei „dennoch sehr kompliziert“. Die PTA rechnet damit, dass Kundinnen und Kunden wegblieben. Zudem seien die Dienstpläne bereits fertiggestellt: „Wie in fast allen Betrieben haben auch wir im Dezember eine Urlaubssperre für alle Mitarbeiter, und keiner weiß ob die Baumaßnahme wirklich pünktlich zum 10. Dezember beendet sein wird.“ Eine Umplanung sei nicht möglich, da alle Mitarbeiterurlaube für dieses Jahr bereits eingelöst seien.
Der Apotheker und die PTA wollen das nicht auf sich sitzen lassen: „Wir werden rechtlich prüfen lassen, ob es keine gesetzlichen Fristen in solchen Fällen gibt, an die sich nicht gehalten wurde.“ Aber die Fristen bei Vorauszahlung der Gewerbesteuern müsse man zwingend einhalten, sonst gebe es Strafzinsen.
APOTHEKE ADHOC Debatte