Arzneimittellieferungen per Drohne, nicht von Amazon, sondern von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): Das Bundesunternehmen für Entwicklungshilfe hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post und dem Drohnenbauer Wingcopter eine halbjährige Erprobungsphase in Ostafrika abgeschlossen – nach eigenen Angaben höchst erfolgreich.
240 Kilometer sind es über Land von der Provinzhauptstadt Mwanza zum Inseldistrikt Ukerewe im Viktoriasee. Landschaft und Natur auf der Strecke sind atemberaubend, doch die Infrastruktur ist so schlecht, dass man um die sechs Stunden für sie braucht. Und das kann insbesondere bei gesundheitlichen Notlagen fatal sein: Denn die gesamte Region um den Victoriasee in Tansania wird von einem zentralen Arzneimittellager aus beliefert.
Und das ist in Mwanza. Benötigt einer der 400.000 Einwohner Ukerewes, der größten Binneninsel des afrikanischen Kontinents, dringend ein Medikament, kann er das meist nur von dort erhalten. Insbesondere die Belieferung medizinischer Einrichtungen zur Notfallversorgung der Bevölkerung mit nur kurz haltbaren, kühlpflichtigen Medikamenten war bisher aufgrund der Distanz aber gar nicht möglich, befindet die GIZ. Dabei ist die dringend nötig. Vor allem mit Typhus, Malaria und Bilharziose haben die Bewohner von Ukerewe zu kämpfen, erklärt der Bezirkskommissar E.F. Chang‘ah in einem Video der DHL.
Nicht weniger als die Arzneimittelversorgung solch entlegener Gebiete mit der Hilfe von Drohnen „zu revolutionieren“, hatten sich die Projektpartner von „Deliver Future“ deshalb auf die Fahnen geschrieben und waren damit nach eigenen Angaben erfolgreich. Die Luftlinie von 60 Kilometern zwischen Warenlager und Insel hat der „DHL Paketkopter 4.0“ demzufolge in durchschnittlich 40 Minuten geschafft. Während der sechsmonatigen Projektphase sind so insgesamt mehr als 2200 Kilometer in rund 2000 Flugminuten zusammengekommen.
Mehr als 180 mal war die Medikamentendrohne im Corporate Design von DHL dazu gestartet und wieder gelandet, beides senkrecht. Neben einer kleinen Landefläche benötigt das gelbe Fluggerät „kaum Infrastruktur“ und kann für den Rückflug zusätzlich mit Blut- und Laborproben beladen werden. Rund vier Kilogramm Last kann es verpackt in einer Styroporbox aufnehmen und mit 130 km/h durch den Himmel befördern.
Damit könne das Drohnensystem in Zukunft nicht nur die Probleme der Arzneimittelversorgung in der Region lösen, vielmehr habe sie das Potenzial, zur Verhinderung weltweiter Krisen beizutragen. So ließe sich die Ausbreitung von Viruserkrankungen wie Ebola frühzeitig bekämpfen. Das Projekt könne „ein Eisbrecher für Tansania, vielleicht für ganz Afrika sein“, um den allgemeinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten zu gewährleisten, so ein lokaler Verantwortlicher.
Auch in Deutschland dürfte das Projekt von so manchem Logistiker beobachtet worden sein. Denn hierzulande stehen die Anbieter auch schon in den Startlöchern, um die Auslieferung von Versandartikeln mittels Drohnen zu erproben. Laut Christoph Keese, geschäftsführender Gesellschafter von Axel Springer hy, wird mit Drohnen schon in wenigen Jahren nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch der Preis der Auslieferung drastisch reduziert. DHL hatte bereits die Medikamentenlieferung per Drohne getestet – in den Alpen und an der Nordsee. In den USA kann man sich im Rahmen eines Pilotprojekts OTC-Arzneimittel per Drohne metergenau liefern lassen, wie die Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen vor einiger Zeit erklärte: „Das Arzneimittel wird per GPS-Ortung über dem im Park wartenden Patienten abgeworfen.“ Im Fachjargon wird das „situation based services“ genannt.
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