Prozess

Pillendealer vor Gericht

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Ein schwungvoller illegaler Internet-Handel mit Psychopharmaka beschäftigt seit Mittwoch das Landgericht München I. Acht Männer und Frauen, darunter ein Arzt, sollen die Medikamente laut Anklage an Abnehmer im Ausland, überwiegend in den USA verkauft haben. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft machten sie damit von 2004 bis 2007 einen Umsatz von rund 17 Millionen Euro. Die Ermittler werfen den Angeklagten im Alter zwischen 34 und 59 Jahren Bandenausfuhr von Betäubungsmitteln vor. Auf dieses Verbrechen steht eine Mindeststrafe von fünf Jahren. Der Prozess wird voraussichtlich bis weit ins neue Jahr hinein dauern.

Die angebotenen Schmerz- und Beruhigungsmittel wie Valium (Diazepam), Stilnox (Zolpidem) und Xanax (Alprazolam) unterliegen im innerdeutschen Handel nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Für die Ausfuhr bedarf es jedoch in jedem Einzelfall einer Erlaubnis durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Laut Anklage war Initiator der Geschäfte der 55 Jahre alte Gründer und Chef einer Pharma-Gesellschaft mit Sitz in Neubiberg bei München. Geliefert wurde auf Bestellung, wobei passende Rezepte gefälscht oder von nicht niedergelassenen Ärzten gegen Entgelt unterschrieben wurden. Der Versand erfolgte über Apotheken, die finanziell beteiligt wurden. Gegen die Pharmazeuten wird in einem späteren Prozess verhandelt.

Die Strafverfolger waren bei der Kontrolle einer Apotheke in München in Zusammenhang mit einem anderen Fall auf die illegale Internetausfuhr gestoßen. Im Oktober 2007 wurden die Angeklagten festgenommen, mit einer Ausnahme sitzen alle in Untersuchungshaft.

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