Aussterbender Beruf

Pharmazieingenieure: Anträge auf Nachdiplomierung laufen weiter

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Erfurt -

Veterinär- oder Pharmazieingenieure gehören zu den DDR-Fachschulberufen, die es so in Westdeutschland nicht gab. Anträge auf Anerkennung von DDR-Abschlüssen beschäftigen die Behörden noch heute.

Zehntausende Absolvent:innen von DDR-Hochschulen, Fachschulen und Ingenieurschulen in Thüringen haben seit der Wiedervereinigung die Anerkennung ihrer Abschlüsse beantragt. Das Kapitel ist jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen; auch heute gehen weiterhin einzelne Anträge und Anfragen ein, wie das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK) auf dpa-Anfrage mitteilte.

Im vergangenen Jahr seien es etwa 20 Anträge auf Abschlussanerkennung oder nachträgliche Diplomierung gewesen. Seit 1990 haben laut Ministerium knapp 95.000 Menschen einen Antrag gestellt. Angaben zur Zahl der Bewilligungen konnte das Ministerium nicht machen.

Gründe und Zuständigkeiten

Die Anerkennung von in der DDR erworbenen schulischen, beruflichen und akademischen Abschlüssen ist im deutsch-deutschen Einigungsvertrag geregelt. Die Anträge kommen laut Ministerium vor allem von Absolvent:innen der Fach- und Ingenieurschulen, deren Qualifikationsniveau zwischen Facharbeiter- und Hochschulausbildung liegt. Seltener beantragen laut Ministerium auch Hochschulabsolvent:innen die Anerkennung.

Ein Grund für die Antragstellung sei, dass die Nachweise bei Bewerbungen auf Jobs benötigt würden. Ob auch ein Zusammenhang mit dem anstehenden Renteneintritt vieler Menschen mit DDR-Ausbildung besteht, ist unklar. Zwar kommt es nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland vor, dass erst bei der Klärung des Rentenkontos die fehlende Anerkennung von DDR-Abschlüssen bemerkt wird. Dies sei jedoch sehr selten der Fall.

„Die meisten Versicherten haben ihre Kontenklärung bereits in den 90er Jahren gemacht und darin ihre Beschäftigungszeiten und Abschlüsse aus der ehemaligen DDR gemeldet“, teilte eine Sprecherin mit. Zuständig für die Anerkennung der Gleichwertigkeit von DDR-Abschlüssen sind die Länder, in denen die jeweilige Ausbildungsstätte lag.

Beruf stirbt aus

Da die Ausbildung nach 1990 nicht mehr fortgeführt wurde, sind die Zahlen der Pharmazieingenieur:innen seitdem rückläufig. Laut Abda waren im Jahr 2005 noch 9266 Pharmazieingenieur:innen und Apothekerassistent:innen in öffentlichen Apotheken tätig. 2010 sank die Zahl auf 7701, 2015 auf 6145.

Der Rückgang setzte sich fort: 2020 waren es nur noch 4661, 2021 fiel die Zahl weiter auf 4389 und 2022 auf 4140. Im Jahr 2023 waren schließlich nur noch insgesamt 3706 Apothekerassistent:innen sowie Pharmazieingenieur:innen in öffentlichen Apotheken beschäftigt, wobei der Frauenanteil bei 83,7 Prozent lag.

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