Von Kopf bis Fuß auf Pharmazie eingestellt Violet Ogunsuyi, 02.11.2014 09:44 Uhr
Seit Wochen herrscht wieder Hochbetrieb im Pharmazieinstitut an der Freien Universität Berlin. Unter den Studenten finden sich viele neue Gesichter: 68 Erstsemester bestreiten seit der zweiten Oktoberwoche Kurse in allgemeiner Chemie, Biologie und Rechenübungen. Die meisten der Studenten sind Berliner. Einige der Neuankömmlinge kommen auch aus dem Ausland, wie etwa Anna und Anastasia.
Die beiden Studentinnen aus Bulgarien gehen nach Vorlesungsende gemeinsam noch einmal die Skripte durch. Die fremde Sprache macht ihnen kaum zu schaffen, sie haben Deutsch in der Schule gelernt. „Für die Bewerbung auf den Studienplatz mussten wir Deutschkenntnisse nachweisen“, erzählt Anastasia. Dafür hat sie im Vorfeld den TestDaF, eine standartisierte Sprachprüfung für fremdsprachige Studenten, abgelegt. Nur die vielen Fachtermini bereiteten ihnen noch manchmal Probleme.
Kennengelernt haben sich die beiden auf der zweitägigen Einführungsveranstaltung am Institut. Diese wird seit Generationen traditionell von der Fachschaft veranstaltet und von Erstsemestern immer zahlreich besucht. Am ersten Tag machte sie der Institutsdirektor, Professor Dr. Matthias Melzig, mit der Geschichte des Berliner Pharmazieinstituts vertraut. Auch die Sponsoren der Fachschaft, wie etwa die Apobank, waren mit von der Partie. Anschließend gab es weitere Tips und Informationen aus erster Hand: Die Fachschaft ging mit den Erstsemestern den Stundenplan durch und berichtete von ihren eigenen Erfahrungen zum Studiumsbeginn.
Am nächsten Tag wurde den Erstsemestern der Campus gezeigt. David, Student im vierten Semester, freute sich über die Resonanz: „Dieses Semester haben 45 der 68 Erstsemesester an unserer ,Rallye' teilgenommen. Normalerweise verkriechen sich die meisten nach der offiziellen Infoveranstaltung.“ Das sei schade, schließlich lernten sich die Erstsemesester durch die Rallye bereits vor Vorlesungsbeginn kennen. Im nächsten Semester will die Fachschaft die Rallye gleich am ersten Tag der Einführungsveranstaltung abhalten. „Man muss die Leute halt zu ihrem Glück zwingen“, so David augenzwinkernd.
Sein Teamkollege Maximilian sieht die Einführungsveranstaltung als auch Chance für die Fachschaft: Schließlich gelte es, den Nachwuchs zu begeistern. „Wir konnten zum Semesterstart gleich vier Erstsemester für unser Team gewinnen“, freut sich der Student aus dem sechsten Semester. Mit derzeit 25 Leuten sei man sehr gut aufgestellt.
Seit fünf Jahren bietet das pharmazeutische Institut zudem ein Mentoring-Programm an. Studenten ab dem dritten Semester können sich zu Mentoren ausbilden lassen und betreuen etwa ein Dutzend Studienanfänger.
Auch Anna und Anastasia nutzen dieses Angebot. Die beiden wussten aber schon im Vorfeld gut darüber Bescheid, was im Pharmaziestudium so alles auf sie zukommt: Chemie, Chemie und nochmals Chemie. „Das sollte einem klar sein, wenn man sich für ein Pharmaziestudium entscheidet“, sagt Anna. Die beiden jungen Studentinnen scheuen sich auch nicht vor dem hohen Lernaufwand. „Wir arbeiten abends alles nach, so kommt man gut mit“, erzählt Anastasia.
Warum die beiden angehenden Pharmazeutinnen nicht in Bulgarien studieren wollten? Anna überlegt einen kurzen Moment: „Die Lehre in Bulgarien ist recht gut, aber das Studium ist sehr theoretisch angelegt. Wir haben dort fast nur Vorlesungen.“
Am deutschen System gefällt ihr daher besonders der hohe Praxisanteil: In jedem Semester ist mindestens ein Laborpraktikum vorgesehen. In einem Monat ist es auch für die beiden jungen Frauen soweit: Dann werden sie nämlich an zwei Tagen in der Woche im Labor stehen und nasschemische Analysen durchführen.
Natürlich lockte die beiden Studentinnen auch die deutsche Metropole. Anna, die aus einer Kleinstadt kommt, gefällt das Großstadtleben. Sie gerät ins Schwärmen: „Berlin ist so multikulturell und man kann viel unternehmen.“ Sie lebe erst seit einem Monat in Berlin und es gebe noch so viel zu entdecken. Anastasia wiederum ist Stadttrubel gewohnt, sie wuchs in Sofia auf. Aber auch sie sei viel unterwegs und lerne die Stadt kennen. „Wenn aber die Prüfungen und das Praktikum anstehen, wird dafür nicht mehr so viel Zeit übrig bleiben“, befürchtet sie.