Pharmalogistik

Drohne trifft Pferdekutsche

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Berlin -

Im Normalfall wird die Seehund-Apotheke auf der Nordseeinsel Juist mit der Pferdekutsche beliefert. So soll es auch bleiben, sagt Inhaber Erich Hrdina. Nur die Notfallversorgung übernimmt ab Freitag der „DHL-Paketkopter“. Juist sei die am schwersten zu erreichende der sieben ostfriesischen Inseln – perfektes Übungsterrain für die neue Lieferdrohne. Ersetzen, so DHL, soll die Drohne die üblichen Wege nicht.

Die Alltagsbedingungen sind an der Nordsee mitunter rau: Die Fähre steuert Juist einmal täglich an, jeden Tag zu einer anderen Zeit. Daneben gibt es stündlich einen Linienflug, im Sommer bis 18 Uhr, im Winter bis 16 Uhr, bei Nebel gar nicht.

Die Seehund-Apotheke wird einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag beliefert. „Wir bestellen online bei Phoenix in Oldenburg“, sagt Hrdina. „Von dort kommen die Arzneimittel mit dem Großhandelsauto nach Emden, wo sie in ein Taxi umgeladen werden. Damit geht es weiter zum Flugplatz Norden-Norddeich, von dort mit einem Linienflug auf den Flugplatz Juist. Dort werden die Arzneimittellieferungen von der Pferdekutsche abgeholt und zur Apotheke gebracht, denn die Insel ist autofrei. Auf diese Weise werden 1500 Einwohner versorgt, im Sommer, mit Touristen und Saisonpersonal, bis zu 10.000, sagt Hrdina.

„In der Saison kommt der Rettungshubschrauber manchmal fünfmal am Tag“, sagt er. In einigen Fällen, wenn ein wichtiges Medikament, etwa ein Insulin, dringend benötigt werde, könnte nun die Drohne einspringen.

Vor ein paar Monaten sei die DHL auf ihn zugekommen, sagt Hrdina. Für die Post-Tochter ist es der erste Einsatz der Drohne im regulären Betrieb. Bis zum Jahresende soll der Paketkopter Medikamente im Bedarfsfall von der Hafenstadt Norden zur Seehund-Apotheke auf Juist fliegen. Wie oft das sein werde, sei nicht vorherzusehen, sagt Hrdina.

„Wir denken, so ein Paketkopter ist am idealsten, um entlegene Orte zu erreichen“, sagt ein DHL-Sprecher. Die Drohne könnte sogar bei Nebel fliegen, anders als der Linienflug. Bei Starkregen, Gewitter oder orkanartigem Wind müsse das Gerät aber am Boden bleiben.

Zwischen 16 und 20 Uhr kann das Gerät eingesetzt werden. Hrdina bestellt die dringend benötigte Ware beim Großhandel. DHL holt das Medikament per Kurier ab und bringt es nach Norddeich. Dort steigt der Paketkopter auf einer von der Landesflugbehörde freigegebenen Fläche in die Luft und fliegt nach Juist. Die Route ist per GPS programmiert. „Das Gerät kann blitzschnell auf Störungen, etwa Möwen, reagieren und ausweichen“, sagt der DHL-Sprecher.

Hrdina schätzt den neuen Dienst: „Wenn sich das eingespielt hat, ist es eine wertvolle Sache und sehr sinnvoll“, sagt er. Die Kritik einiger Kollegen hält er für eine vorauseilende Angst oder für ein Missverständnis. Die Lieferung gehe ja nicht direkt zum Patienten, sondern zur Apotheke. DHL übernehme lediglich den Transport.

Dass jemals Patienten per Drohne ihre Medikamente erhalten oder die Drohnen-Lieferung zum Standard werden könnte, hält er für ausgeschlossen. Das sei ökonomisch unsinnig, die Standardisierung vermutlich zu teuer. Er ist überzeugt, dass auch perspektivisch gesehen die Drohne im Arzneimittelbereich nur für die Notfallversorgung, etwa für Berg- oder Inseldörfer, eingesetzt wird.

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