Pharmakritik

Yasmin-Proteste vor Bayer-Hauptversammlung

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Berlin -

Lungenemboliepatientinnen wollen am 27. Mai in der Bayer-Hauptversammlung gegen Drospirenon-haltige Antibaby-Pillen protestieren. Das kündigten die Zusammenschlüsse Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG) und Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) an. Die Geschädigten fordern seit langem ein Verbot der Produktgruppe mit erhöhter Thrombosegefahr und kritisieren Bayer für den Verkauf und die Informationspolitik. Der Konzern müsse Verantwortung für die Todesfälle und Erkrankungen übernehmen

und die Pillen endlich vom Markt nehmen.

Die Organisationen erwarten mehrere Dutzend Teilnehmer. Nur rund zehn davon würden gegen die Antibabypillen protestieren, der Rest gegen bestimmte Geschäftspolitiken des Herstellers. Am Eingang der Messehalle im Congress-Centrum in Köln soll die Protestaktion stattfinden: Die Teilnehmer wollen Aktionäre mit Transparenten und Flugblättern empfangen. Außerdem werde es in der Versammlung mehrere kritische Redebeiträge geben, in denen die Betroffenen sowohl persönliche Geschichten als auch Studien zum Thema und Forderungen vortragen würden, heißt es von der CBG.

Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon hätten ein deutlich höheres Risikopotenzial als ältere Präparate, argumentieren die Veranstalter. Kontrazeptiva wie Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle wiesen Studien zufolge ein zwei- bis dreifaches Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu Pillen der zweiten Generation auf. Auf die erhöhten Gefahren werde jedoch nicht hingewiesen.

„Uns werden laufend neue Erkrankungen und Todesfälle gemeldet“, sagt Felicitas Rohrer, SDG-Mitgründerin. Seit Einführung von Yasmin und Yasminelle seien 28 Todesfälle beim Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) berichtet worden, die in Zusammenhang mit den Pillen gebracht würden. „Dennoch mauert Bayer weiter und verharmlost die Gefahren der Pillen. Wir werden dem Vorstand zeigen, dass man uns nicht mundtot machen kann.“

Rohrer liegt im Rechtsstreit mit Bayer. Weitere Klagen würden in Frankreich, den Niederlanden, den USA, Kanada, Israel und Australien geführt. In den USA habe Bayer bereits Entschädigungen in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar leisten müssen, sagt Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG. Mit einem Verkaufs-Stopp sei jedoch nicht zu rechnen, solange die Zahlungen nicht die Gewinne überstiegen: 768 Millionen Euro habe Bayer zuletzt mit der Produktgruppe umgesetzt.

In Frankreich würden die Kosten Drospirenon-haltiger Pillen inzwischen nicht mehr von der Krankenkasse übernommen, so die beiden Initiativen. In Großbritannien, den Benelux-Ländern, Dänemark und Norwegen warnten die Gesundheitsbehörden vor den erhöhten Risiken.

Seit den 70er Jahren zieht die CBG nach eigenen Angaben gegen Bayer ins Feld, seit den 80er Jahren ist die Initiative mit eigenen Anliegen auf der Hauptversammlung vertreten – etwa um auf Pestizidvergiftungen oder Steuerflucht aufmerksam zu machen.

Die Organisation vertritt als Aktionärsvereinigung mehrere Hundert Bayer-Aktionäre. Dadurch steht ihr ein Rederecht zu. Die SDG besteht aus vier Frauen, die nach eigenen Angaben eine Lungenembolie erlitten, nachdem sie eine Drospirenonhaltige Pille von Bayer eingenommen hatten. Im April 2011 gründeten sie die Vereinigung und arbeiten seitdem eng mit der CBG zusammen.

„Die kritischen Bayer-Aktionäre nutzen die jährlichen Aktionärsversammlungen, um Vorstand und Aufsichtsrat für ihre rücksichtslose Geschäftspolitik zur Verantwortung zu ziehen. Mit ihren Gegenanträgen und Redebeiträgen erreichen sie öffentliches Interesse für sonst verschwiegene Themen jenseits von Bilanz und Dividende“, schreibt CBG.

Laut Bayer werde zu Fragen, die von Kritikern im Rahmen der Hauptversammlung gestellt würden, Stellung genommen. „Unser Unternehmen sucht den Dialog – auch mit kritischen Gruppen und Vereinigungen“, schreibt der Konzern. Dennoch habe es schon Proteste vor Hauptversammlungen gegeben, ebenso „wie auch bei anderen börsennotierten Unternehmen“.

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