Mehrere Unternehmen, darunter der Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck, sollen gegen EU-Vorschriften für Fusionskontrollverfahren verstoßen haben. Dabei wirft die EU-Kommission dem Konzern und dem von den Darmstädtern übernommenen US-Laborausrüster Sigma-Aldrich vor, bei Fusionsanmeldungen unrichtige oder irreführende Angaben gemacht zu haben, wie die Behörde mitteilte. Im Visier der EU stehen ferner der US-Konzern General Electric und das japanische Unternehmen Canon.
Bei der Übernahme von Sigma-Aldrich, der größten in der Firmengeschichte von Merck, habe der Konzern der EU-Kommission wichtige Informationen über ein Forschungsprojekt zu einer Verpackungstechnologie von Sigma vorenthalten, hieß es. Dieses sei eng mit einem Geschäft verknüpft gewesen, das Merck als Auflage verkaufen sollte. Merck habe mittlerweile, wenn auch verzögert, dem Käufer Honeywell eine Lizenz für die Technologie eingeräumt.
Sollte die Kommission zu dem Entschluss kommen, dass Merck und Sigma vorsätzlich oder fahrlässig unrichtige oder irreführende Angaben gemacht haben, könnte sie ihnen eine Geldbuße von bis zu einem Prozent ihres Jahresumsatzes auferlegen. Dies entspräche bei Merck gemessen am Erlös von 2016 einer Geldbuße von 150 Millionen Euro. Merck-Aktien fielen am Donnerstag um rund 1,5 Prozent.
Merck erklärte, man wolle die Beschwerdepunkte prüfen und zeitnah eine schriftliche Antwort geben. Der Konzern habe von Beginn der wettbewerbsrechtlichen Prüfung an „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt und sei zuversichtlich, „dass dieses Thema zufriedenstellend gelöst werden kann“.
Laut Kommission ist die laufende Untersuchung auf die Prüfung von Verstößen gegen die Verfahrensvorschriften beschränkt. Die Gültigkeit der erteilten Übernahmegenehmigungen stehe nicht in Frage.
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